Ankara/London - Nach dem schweren Anschlag in Istanbul haben die türkischen Sicherheitskräfte laut Presseberichten die Suche nach mindestens einem Verdächtigen aufgenommen. Die türkischen Zeitungen "Vatan" und "Taraf" veröffentlichten am Dienstag unter Berufung auf Polizeikreise übereinstimmende Beschreibungen eines mutmaßlichen Bombenlegers. In anderen Zeitungen war von zwei Verdächtigen die Rede. Der britische Sender BBC berichtete, die kurdische Untergrundorganisation PKK habe im Vorfeld der Bombenexplosionen in Istanbul vor Anschlägen in der Türkei gewarnt. Das türkische Verfassungsgericht setzte seine Abschlussberatungen über ein Verbot der Regierungspartei AKP fort.

Die Ermittler in Istanbul wurden laut "Vatan" und "Taraf" durch die Bilder von Überwachungskameras und die Aussagen von Augenzeugen auf einen mutmaßlichen Bombenleger im Alter zwischen 20 und 25 Jahren aufmerksam. Der Verdächtige war demnach etwa 1,70 Meter groß, schlecht rasiert und trug ein grünes T-Shirt. In anderen Zeitungen war ohne Angabe von Einzelheiten von zwei Verdächtigen die Rede.

Nach dem Bombenanschlag haben die Ermittler neun Verdächtige festgenommen. Wie die Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi am Mittwoch meldete, wurden sie von der Polizei in Istanbul verhört. Zur Last gelegt werde ihnen, an der Vorbereitung des Attentats am Sonntagabend beteiligt gewesen zu sein oder selbst die Bomben gelegt zu haben.

Bombenleger "aus den Kandil-Bergen"

Laut "Vatan" verfolgt die Polizei insbesondere die Spur, dass die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hinter der Tat von Sonntagabend steckt. Demnach sei der Bombenleger "aus den Kandil-Bergen gekommen, um seine Tat zu verüben", schrieb das Blatt in Anspielung auf ein Rückzugsgebiet der Kurdenrebellen im Norden des Irak. Der zweite in Istanbul gezündete Sprengsatz war dem Bericht zufolge mit einem Verzögerungszünder versehen, der nicht von den Bombensuchgeräten der Polizei aufgespürt werden kann.

Bei dem Anschlag in einer Einkaufsstraße war zunächst eine Bombe mit geringer Sprengkraft gezündet worden. Nachdem der Knall viele Menschen angelockt hatte, detonierte Minuten später eine schlagkräftige Bombe, die 17 Menschen tötete und mehr als 150 weitere verletzte.

BBC strahlte am Montag ein Interview mit PKK-Chef Murat Karayilan aus, das vor etwa zwei Wochen in den Kandil-Bergen aufgenommen worden sei. Darin sagte Karayilan: "Es ist möglich, dass wir eine Reihe von Anschlägen auf wirtschaftliche und militärische Ziele in türkischen Städten verüben." Die PKK versicherte nach dem Anschlag im Istanbuler Viertel Güngören jedoch, nichts damit zu tun zu haben.  (APA/dpa)