Zagreb - Während der Fußball-Europameisterschaft hatte es Diskussionen um einen geplanten Fanzonen-Auftritt des mit Faschismus-Vorwürfen konfrontierten kroatischen Popsängers Marko Perkovic alias "Thompson" in St. Andrä gegeben - aufgrund des erhöhten Sicherheitsrisikos wurde der Auftritt letztlich untersagt (aber Perkovic daraufhin von Jörg Haider "als Geste des guten Willens" zu einem EM-Match eingeladen). Nun muss sich Perkovic in seiner Heimat verantworten: Drei kroatische Nichtregierungsorganisationen haben am Montag bei einem Gericht in Zagreb Klage gegen den Sänger eingebracht: Der Vorwurf: Aufhetzung zu Rassendiskriminierung.
Anlassfall ist laut der kroatischen Nachrichtenagentur Hina ein Konzert seiner als ultranationalistisch geltenden Band in der Hauptstadt Kroatiens am 30. Mai, das rund 60.000 Fans besuchten. Die Kläger - eine Vereinigung junger Anti-Faschisten, das jüdische Margel Institut sowie die Gemeinschaft der Serben in Kroatien - werfen dem 42-jährigen Perkovic konkret vor, während des Liedes "Bojna Cavoglave" (Bataillon Cavoglave) den faschistischen Gruß "Za dom spremni" ("Für die Heimat bereit") verwendet zu haben. Dieses Verhalten habe die jüdische, serbische und Roma-Minderheit beleidigt, die während des Nazi-treuen Ustascha-Regimes (1941-45) verfolgt worden waren, so die Kläger. Zudem habe "Thompson" unter seinen Fans Hass geschürt, sie hätten ethnische Serben beschimpft, Ustascha-Lieder gesungen und Fahnen des faschistischen Regimes gezeigt.
Kroatischer Fußballverband wegen Fan-Missgriffen bestraft
Perkovic hat seinen Spitznamen "Thompson" von der gleichnamigen Maschinenpistole, die im Bürgerkrieg in Kroatien (1991-1995) verwendet wurde. Einige der Liedtexte seiner gleichnamigen Band stammen aus dem Repertoire des faschistischen kroatischen Führerstaates zwischen 1941 und 1945. In der Schweiz wurden mehrere Konzerte bereits mit dem Verweis auf Anti-Rassismus-Gesetze abgesagt.
Die Thompson-Songs werden auch gerne im Stadium gesungen und dürften auch während der EURO 2008 von Fußballfans angestimmt worden sein. Kroatiens Nationaltrainer nutzte eines der Lieder sogar zur Motivation seiner Spieler. Der kroatische Fußballverband fasste wegen des Zurschaustellens von Ustascha-Symbolen durch kroatische Fans im Viertelfinale gegen die Türkei am 20. Juni in Wien eine UEFA-Strafe von 20.000 Schweizer Franken (12.468 Euro) aus. (APA/red)