Von der Straße aus sieht man ein schwarzhaariges Mädchen, das sich gerade aus dem Fenster lehnt, bis es von seiner Mutter weggezogen wird. Kurz danach geht die Jalousie zu, durchs Fenster dringen Stimmen. PolizistInnen sind in die Wohnung eingedrungen, in Zivil, mit Sturmmasken überm Gesicht. Einige Zeit später geht die Jalousie wieder hoch, die Einsatzkräfte sind beim Nachbarn gelandet, eine Tür kracht.

"Sonst nichts los"

Zwölf PolizistInnen stürmten in der Nacht auf Dienstag ein Asylwerberheim in der Weißgasse 12 in Wien-Hernals, weitere Verstärkung in vier Streifenwagen beobachtete das Geschehen von der Straße aus. Rund eineinhalb Stunden dauerte der Einsatz. "Viel Wind um nichts", meint ein Beamter, "wir haben gerade Außendienst und es ist sonst nichts los". Um etwa halb ein Uhr morgens verlassen die PolizistInnen das Geschehen - ohne Festnahmen, ohne Sicherstellungen, und unter Buh-Rufen einiger Dutzend linker AktivistInnen, die sich vor dem Haus eingefunden hatten, nachdem sie von AnrainerInnen gerufen worden waren.

Festnahmen: "Fast nie"

"Bis zu zwei Mal die Woche" komme es zu derartigen Einsätzen, "und heute geht es noch ruhig zu", meint ein Hausbewohner, der von außen zusieht. "Stimmt nicht", versucht Heimleiterin Margit Lerch auf derStandard.at-Anfrage zu beruhigen: "Eine ganz normale Hausdurchsuchung" sei das gewesen, und die gebe es höchstens "ein paar Mal im Jahr", sagt Lech. Dann würden aber nicht nur bestimmte Wohneinheiten gezielt, sondern pauschal alle Wohnungen durchsucht. "Eine Drogenrazzia kommt immer wieder mal vor", meint auch ein Mitarbeiter des Heimes. Festnahmen gebe es dabei "fast nie".

Wie die BewohnerInnen, laut Lerch "großteils Familien mit Kindern", mit solchen nächtlichen Vorfällen umgingen? "Sie fragen natürlich immer, was da los ist. Sie wollen ja einfach nur ein ganz normales Leben führen." (mas, derStandard.at, 29.7.2008)