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Jedes Jahr aufs Neue droht der vermeidlich erholsame Urlaub in einem Beziehungsdesaster zu enden.

Wien - Laut Statistik wird jede dritte Scheidung nach einem gemeinsamen Urlaub eingereicht, so Eva Mückstein, Präsidentin des Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie (ÖBVP) bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien. Ist unter dem Jahr zu wenig Zeit, um miteinander zu sprechen, sei es wahrscheinlich, dass man Probleme gleich mit im Gepäck hat. Vizepräsident Werner Schöny bringt es auf den Punkt: "Geht es der Beziehung gut, geht es auch im Urlaub gut."

Zwei Faktoren spielen beim Urlaub eine Rolle: "eine Art Beziehungsromantik und die Beziehungsrealität", so Mückstein. Aber: "Beziehungen sind im Urlaub genau so, wie sie auch sonst sind." Eine Partnerschaft lebt von der Pflege und der Beziehungskultur - dazu gehöre, dass man über sie spricht, sagte die Präsidentin. Wichtig wäre, Erwartungen und Bedürfnisse schon vor dem Urlaub abzuklären und mögliche Stressfaktoren bereits vorher zu minimieren.

Der Urlaub ist kein Egotrip

Das Miteinander-Reden in der freien Zeit könnte auch eine Chance sein: "Voraussetzung dafür ist ein ernsthaftes Interesse am anderen." Wenn es zu Konflikten kommt, sei es wichtig, die Bewältigung als eine Art Verhandlung zu verstehen: "Es geht nicht ums Durchsetzen", so Mückstein.

Mann und Frau würden sich vom Urlaub Unterschiedliches erwarten: "Männer vor allem wollen nachholen, was sie sonst an Freizeitgenüssen versäumen", so Schöny. Schwierig wird es, wenn es bereits Probleme in der Beziehung gibt: "Man sitzt sich auf der Pelle." Das könne bei Frauen vor allem zu Depressionen und bei Männern oft zu Aggressionen führen. "Der Urlaub ist kein Egotrip", meinte Schöny.

Gegenseitiges Wohlwollen

Bestünden bereits Probleme, könnte es hilfreich sein, allein in den Urlaub zu fahren, um sich über die eigenen Bedürfnisse klar zu werden, so Mückstein. "Und wenn man zu zweit fährt, sollte man vorher reden, bevor etwas im Urlaub explodiert", ergänzte Vizepräsidentin Christa Pölzlbauer. Wenn man sich darüber einig sei, könnte man auch Gespräche über Probleme in den Urlaub "verlegen". Wichtig sei generell ein "Wohlwollen": Den anderen verstehen wollen und wollen, dass es ihm gut geht. "Aber dieser sollte es einem auch gönnen."

Frauen seien generell noch immer mehr für Beziehungsarbeit zuständig als Männer. Betroffene in Paartherapie würden zu 80 Prozent auf Initiative der Frau kommen: "Da steht man oft vor der Situation, dass man den Männern erst einmal eine Handhabe geben muss, damit sie über ihre Gefühle sprechen können", so Mückstein. Übrigens: Ein dauerhaftes Flüchten vor Problemen in der Beziehung in Gruppenurlaube sei keine dauerhafte Lösung. (APA)