Hugo Rüdiger, ehemaliger Leiter der klinischen Abteilung für Arbeitsmedizin der Universität Wien und seit 2007 emeritiert, hat nun doch eine umstrittene Studie zur Gen-schädigenden Wirkung von Handy-Strahlen zurückgezogen. Das teilte die Medizinische Universität Wien (MUW) in einer Aussendung am Dienstag mit. Rüdiger wurden unter anderem seitens MUW-Rektor Wolfgang Schütz Fehler bei der Erstellung der Studie vorgeworfen.

Zweifel

Bereits im Mai hatte Schütz in einer Aussendung Zweifel an zwei Studien des Arbeitsmediziners angemeldet und Rüdiger aufgefordert, die Veröffentlichungen zurückzuziehen, wobei eine Publikation 2005 und eine heuer erschienen war. Im Detail lauteten die Vorwürfe, dass die Daten bezüglich der Gen-Schädigung nicht experimentell gemessen, sondern fabriziert worden seien. Untermauert wurde die Ansicht durch ein Geständnis einer Mitarbeiterin Rüdigers.

Verblindung der Experimente

Rüdiger hatte damals gegenüber der APA eingeräumt, dass die sogenannte Verblindung der Experimente nicht gegeben war, dass die Ergebnisse aber dennoch korrekt zustande gekommen seien. Er weigere sich dennoch, die Ergebnisse zurückzuziehen, da er mit der Vorgangsweise der MUW, speziell mit der Besetzung einer Untersuchungskommission nicht einverstanden sei. Die Verblindung sorgt bei der Durchführung von wissenschaftlichen Experimenten dafür, dass die Experimentatoren während des Versuchs absolut objektiv handeln und das Ergebnis nicht beeinflussen können.

Kopie

In einer neuerlichen Aussendung teilt die MUW jetzt mit, dass laut Recherchen der Kommission "nun dezidiert" feststehe, dass Rüdigers Mitarbeiterin die Verblindungscodes bekanntgewesen seien. Der Aussendung lag eine Kopie eines Briefes bei, in der Rüdiger dem Chefredakteur der Zeitschrift "Int Arch Occup Environ Health" mitteilt, dass er für die korrekte Verblindung der Experimente nicht garantieren könne. Er ziehe daher die Publikation "Radiofrequency electromagnetic fields (UMTS, 1950 MHz) induce genotoxic effects in vitro in human fibroblasts but not in lymphocytes" aus dem Jahr 2008 zurück. (APA)