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Risiko war der US-Millionär Steve Fossett gewohnt, verdiente er sein Geld doch mit Wertpapieren. Seine größte Leidenschaft galt jedoch der Rekordjagd - unklar ist, ob er die mit dem Leben bezahlt hat.

Foto: EPA/Shawn Thew

Bridgeport - Totgesagte leben bekanntlich länger. Zutreffen könnte besagtes Sprichwort möglicherweise auch im Fall des verschwundenen US-Millionärs und Abenteurers Steve Fossett. Nachdem Mitte Juni eine neuerliche Suche nach dem seit 3. September 2007 in der Wüste von Nevada vermissten 63-Jährigen erfolglos abgebrochen wurde, mehren sich jetzt die Gerüchte, dass Fossett seinen eigenen Tod inszeniert haben könnte. Fossett war mit einer geliehenen einmotorigen Maschine losgeflogen, von der ebenso wie von ihm selbst jede Spur fehlt. Am 15. Februar wurde er für tot erklärt.


Der Überlebenstheorie schließen sich zehn Monate nach Fossetts mysteriösem Verschwinden jetzt auch durchaus ernstzunehmende Experten an. Sie orten immer mehr Ungereimtheiten in der Version, dass Fossett bei seinem Flug über die Wüste abgestürzt ist. Eine hochrangige Pilotin des US-Militärs, die an der Suche nach dem Abenteurer teilnahm, erklärte jetzt, Fossett, seine Leiche oder zumindest sein Flugzeug hätten auf jeden Fall gefunden werden müssen. "Ich bin seit 14 Jahren im Such- und Rettungswesen aktiv. Fossett hätte gefunden werden müssen", sagte Oberstleutnant Cynthia Ryan von der Zivilen Luftpatrouille, die zur US-Air-Force gehört, am Montag dem britischen Daily Telegraph. "Wir hatten schließlich unsere Augen offen. Auf der Suche nach ihm haben wir sechs andere Flugzeuge gefunden. Wir sind ziemlich gut in unserem Job."


Keine Hinweise gefunden


In der Regionalzeitung Reno Gazette-Journal hatte Ryan zuvor bereits gesagt, dass sich durch die aufwändige, vielschichtige Suchaktion rein rechnerisch "die höchste Entdeckungswahrscheinlichkeit" in ihrer Karriere ergeben habe. Anders gesagt: Dass angesichts der vielen einzelnen Suchaktionen bis heute nicht ein einziger weiterführender Hinweis aufgetaucht ist, ist im Falle eines Absturzes extrem unwahrscheinlich.


Nach Fossetts Verschwinden lief die größte Suche in der Geschichte der USA an. Dutzende private Flugzeuge suchten das Gebiet ab, in dem der 63-Jährige abgestürzt sein könnte. Ryan glaubt, Fossett könnte wegen persönlicher oder geschäftlicher Probleme seinen Tod inszeniert haben.

Außerdem gibt es eine Reihe von Ungereimtheiten über die Ereignisse vor dem Verschwinden. Ob Fossetts Flugzeug abstürzte, ist unklar, ob es überhaupt jemals startete, ebenso. Dafür gibt es bis heute nur einen einzigen Zeugen: einen Piloten, der auf einem Fossett-Anwesen in der Nähe von Reno beschäftigt war. Laut diesem Piloten hat der Abenteurer ihn gebeten, das Flugzeug startklar zu machen - obwohl Fossett die strikte Regel hatte, diese Aufgabe immer selbst zu erledigen.


Fossett war bekannt für waghalsige Unternehmungen, bei denen er schon manches Mal nur knapp dem Tod entrinnen konnte. Der Abenteurer stellte mehr als hundert Weltrekorde auf, zuletzt 2006, als er allein und ohne Zwischenstopp in einem Flugzeug gut 42.000 Kilometer um die Welt flog. Den Globus umrundete er auch mit dem Segelschiff sowie mit einem Heißluftballon. (red, DER STANDARD - Printausgabe, 30. Juli 2008)