Innsbruck - Nicht nur in der Stadt wird es durch die Erderwärmung heiß, auch die Berge beginnen zu schwitzen - mit dramatischen Folgen, sagt Karl Schellmann, Klimasprecher von Global 2000. Schellmann präsentierte am Dienstag eine Studie zum Klimawandel, die von der Universität für Bodenkultur in Wien erstellt wurde.


Von der Erderwärmung in den Alpen sind vor allem die Gletscher betroffen. Die Prognose: Bis zum Ende des Jahrhunderts werden alle Gletscher weggeschmolzen und Permafrostböden aufgetaut sein. Schneesicherheit in den Alpen wird es nur mehr ab 2000 Meter Höhe geben. Bis 2050 werde es in Tirol um drei Grad wärmer. Im Winter werde es bis zu 30 Prozent mehr regnen. Bis 2100 könnte es zu einem Temperaturanstieg von fünf Grad Celsius kommen. "Fünf Grad klingt nicht nach viel, ist aber genau der Unterschied von der letzten Eiszeit bis heute", sagt Schellmann. Weder Menschen noch Tiere können sich innerhalb so kurzer Zeit der Erwärmung anpassen. Besonders Kinder und ältere Menschen müssen mit gesundheitlichen Beschwerden rechnen. Tierarten wie das Murmeltier oder der Schneehase könnten aussterben.


Nickel im Trinkwasser


An der Uni Innsbruck werden die Auswirkungen des Klimawandels laufend beobachtet. In Süd_tirol beispielsweise wurde entdeckt, dass beim Schmelzen von Blockgletschern - einem Gemisch aus Eis und Schotter - große Mengen an Nickel hervortreten. "Die Trinkwasserversorgung musste teilweise eingestellt werden", sagt Roland Psenner, Limnologe an der Universität Innsbruck. Maßnahmen, um die Treibhausgasemissionen zu stoppen, seien zwar notwendig, "doch der Klimawandel ist kein Prozess, der sich aufhalten lässt", sagt der Wissenschafter.


Laut Global 2000 müssten Industrienationen bis 2050 den CO2-Ausstoß um 80 Prozent reduzieren. Die umweltverträgliche Dosis Treibhausgas pro Kopf wären zwei Tonnen jährlich. In Österreich beträgt sie elf Tonnen, in den USA 25 Tonnen, sagt Schellmann. (Marijana Miljkovic, DER STANDARD - Printausgabe, 30. Juli 2008)