Der Stromkonzern Verbund, der im Halbjahr einen Rekordgewinn erzielt hat, hält nichts von Strompreisstopps und Sondersteuern, wie sie von der Politik ins Spiel gebracht wurden. Das schmälere den Wert des Unternehmens.
Wien – Das Management von Österreichs größtem Stromerzeuger, Verbund, sieht sich in einer ungewohnten Rolle: es muss Gewinne verteidigen, die dank überdurchschnittlich guter Wasserführung und hoher Großhandelspreise im ersten Halbjahr erwirtschaftet wurden. Zuletzt waren es Zurufe aus der Politik, die in Richtung Strompreisstopp und Sondersteuern gingen. Verbund-Chef Michael Pistauer wies dies am Dienstag als geschäftsschädigend zurück.
"Ich werde mich durch politische Zurufe nicht leiten lassen" , sagte Pistauer bei der Präsentation der Rekord-Halbjahreszahlen. Die öffentliche Hand, die über den Bund mit 51 Prozent und die ebenfalls mehrheitlich in öffentlichem Besitz stehenden Versorger EVN, Wien Energie und Tiwag mit knapp einem Drittel am Verbund beteiligt ist, sei gut beraten, den Wert des Unternehmens nicht zu schmälern. Schließlich profitiere auch der Staat von einer hohen Dividende und Körperschaftssteuern.
Pistauer, der im Dezember 65 wird und die Verbund-Führung mit Jahresende dem designierten Nachfolger Wolfgang Anzengruber (derzeit bei Palfinger) überlässt, räumte allerdings ein, dass auch auf die gesellschaftliche Akzeptanz des Verbund zu achten sei. "Für die nächsten Monate sehe ich Preiserhöhungen nicht" ; die konzerneigene Vertriebsgesellschaft Austrian Power Sales habe gut eingekauft, es bestehe kein Zeitdruck.
Der Verbund versorgt in Österreich gut 150.000 Kunden mit Strom; allein im ersten Halbjahr 2008 seien 30.000 Neukunden hinzugekommen. Das Endkundengeschäft falle aber kaum ins Gewicht, sagte Pistauer, "wir leben vom Stromhandel".
Ergebnisprognose erhöht
Die Großhandelspreise jedenfalls würden weiter steigen. Konnte der Verbund im Vorjahr Strom zu Durchschnittspreisen von 53 Euro je Megawattstunde (MWh) verkaufen, sind es heuer bereits 64 Euro. Für Strom zur Lieferung 2009 werden im Durchschnitt bereits Preise von 70 Euro je MWh gezahlt.
Aufgrund der Rekordzahlen im Halbjahr – Umsatz plus 10,6 Prozent, Konzernergebnis plus 30 Prozent (siehe Grafik) – rechnet Pistauer im Gesamtjahr 2008 nun mit einer Steigerung des operativen Ergebnisses (Ebit) und des Konzernergebnisses um mindestens 20 (statt bisher 15) Prozent. Auch die Dividende wird erhöht. (stro, DER STANDARD, Printausgabe, 30.7.2008)