Ein Kameramann des ARD-Fernsehens, der am Samstag im Gazastreifen festgenommen worden war, ist in der Nacht auf Donnerstag wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Die ARD hatte als Reaktion auf die Festnahme ihr Büro in Gaza geschlossen. Richard C. Schneider, Studioleiter in Tel Aviv, erklärte, der Zustand des in der Nacht Freigelassenen sei schlecht. Er ist derzeit im Krankenhaus. "Abu Saif wurde während seiner Haft gefoltert. Details möchten wir aus Sorge um Abu Saif und seine Familie nicht weiter nennen", sagte Schneider.

Der Kameramann sei über die Arbeit der ARD ausgefragt worden. "Man wollte alles über die Mitarbeiter und Korrespondenten wissen, und warum die ARD 'so negativ' über die Hamas berichte", berichtete der Studioleiter. "Ihm wurde mitgeteilt, dass er wieder vorgeladen würde und er unter Beobachtung stehe. Natürlich hat unser Mitarbeiter Abu Saif jetzt große Angst." Die Hamas warf Abu Saif vor, aktives Mitglied in der rivalisierenden Fatah zu sein, die auch für einen Bombenanschlag vom vergangenen Freitag in Gaza verantwortlich gemacht wird.

 

"Wir müssen jetzt prüfen, wie eine weitere Berichterstattung aus Gaza gewährleistet werden kann, wenn die Hamas die Pressefreiheit dort offensichtlich mit Füßen tritt", so der ARD-Vorsitzende Fritz Raff. Die ARD hatte aus Protest gegen die Festnahme des Kameramanns ihr Büro in Gaza geschlossen. Der Fernsehdirektor des für das ARD-Studio Tel Aviv zuständigen Bayerischen Rundfunks, Gerhard Fuchs, erklärte: "Wann unter diesen Umständen unser Büro in Gaza die Berichterstattung wieder aufnehmen kann, werden wir sehr genau prüfen." ARD-Chefredakteur Thomas Baumann hob hervor, die Hamas halte bis zu 200 Gefangene unter menschenunwürdigen Bedingungen, "umso wichtiger ist es, dass Organisationen wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, Politiker und Medien auf Mindeststandards der Pressefreiheit auch in den von der Hamas kontrollierten Gebieten dringen." (APA/AP)