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Botschaft der TV-Spots: Obama mag wie Paris Hilton ein Star sein.

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Aber führen kann er nicht.

Die Samthandschuhe sind abgelegt: Die Attacken auf Barack Obama werden immer schärfer. Die Republikaner werfen ihm vor, mit seiner Hautfarbe punkten zu wollen. In TV-Spots vergleichen sie ihn mit Paris Hilton.

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Sauber und fair wollten sie kämpfen, die beiden Präsidentschaftsanwärter Barack Obama und John McCain. Noch vor drei Monaten bekundeten sie bei jeder Gelegenheit, wie viel Respekt sie voreinander haben. Das war einmal. An die Stelle hehrer Absichtserklärungen ist eine wütende Schlammschlacht getreten, vor allem geführt von den Spezialisten fürs Grobe im Lager des Republikaners.

Jetzt macht zum ersten Mal auch das hässliche R-Wort die Runde, das Wort von der Rassen-Karte. Obama spiele sie ungeniert aus, zetert McCains Adlatus Rick Davis, "und zwar zieht er sie von ganz unten aus dem Kartenstapel hervor" . Vorausgegangen waren deutliche Sätze, die Obama auf einer Kundgebung im Bundesstaat Missouri gesprochen hatte. Die Konservativen, dozierte er, "wollen euch Angst einjagen vor mir. Wisst ihr, er ist nicht patriotisch genug, er hat so einen komischen Namen. Wisst ihr, er sieht nicht aus wie all die anderen Präsidenten auf diesen Dollarscheinen. Er ist riskant."

Prompt nimmt McCains Mannschaft die Beschwerde zum Anlass, um dem Rivalen unlautere Motive zu unterstellen. Spaltend, negativ, schändlich und falsch lauten die Attribute, mit denen sie Obamas Lageeinschätzung bedenkt. Doch selbst neutrale, ja gutwillige Beobachter reiben sich die Augen angesichts der Chuzpe, mit der die Riege des Vietnamveteranen den Spieß umdrehen will. "So viel zu Sankt John" , spottet Eugene Robinson in der Washington Post. McCain, der selbsternannte Heilige, der ehrliche Reformer, sei offenbar von einem bösen Zwillingsbruder abgelöst worden. Knapp hundert Tage vor der Wahl verlege er sich darauf, eine "verzweifelte, schmutzige" Kampagne gegen Obama zu fahren.

Besorgte Chronisten verwundert das, umso mehr, weil der weißhaarige Senator einst selbst zum Opfer bösartiger Flüstereien wurde. Als er sich 2000 mit George W. Bush um die Präsidentschaftskandidatur duellierte, streuten die "Bushisten" das Gerücht, er habe mit einer schwarzen Geliebten ein Kind gezeugt. In Wahrheit hatten die McCains ein dunkelhäutiges Mädchen aus Bangladesch adoptiert.

Begonnen hatte die Schlammschlacht mit einer Fernsehwerbung. Schöne Bilder von Barack Obama, der sich von 200.000 Berlinern bejubeln lässt. Dann ein Schnitt, Britney Spears und Paris Hilton werden eingeblendet, die beiden Sternchen, die als Inbegriff eines inhaltsleeren Starkults gelten. Obama sei "die größte Berühmtheit der Welt" , intoniert eine Stimme aus dem Off. "Aber ist er auch fähig zu führen?"

Kein Abend, an dem der grobgestrickte TV-Spot nicht zur besten Sendezeit über Amerikas Mattscheiben flimmert. "Ich muss meinen Gegner mal fragen" , kontert Obama "ist dies das Beste, was Sie zu bieten haben? Ist dies des amerikanischen Volkes würdig?"

Ein Blick hinter die Kulissen verrät, wer McCain anstachelt. Im Juni ordnete der 71-Jährige sein Beraterteam neu. Das Heft des Handelns übernahm Steve Schmidt, ein alter Bekannter Karl Roves, jenes Strategen, der die Wahlkämpfe Bushs organisierte, in der Regel mit aggressiver Rhetorik. Schmidt arbeitete bereits 2004 eng mit Rove zusammen. Damals leitete er den "War Room" , eine Art Krisenstab, dessen Spezialität es ist, schnell, hart und bissig auf Äußerungen der Konkurrenz zu reagieren.  (Frank Herrmann aus Washington/DER STANDARD, Printausgabe, 2./3.8.2008)