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Foto: HARALD SCHNEIDER / APA

Der Anteil der surfenden Senioren ist in den vergangenen Jahren rasant gestiegen. Im zweiten Quartal 2008 waren laut dem Austrian Internet Monitor (AIM) schon 45 Prozent der Über-50-Jährigen online. Entgegen vieler Ressentiments sind ältere Personen im Umgang mit dem Computer und dem World Wide Web sehr lernfähig und aufgeschlossen, sagte Christina Palnsteiner von der Plattform Seniorkom.at auf APA-Anfrage. Für die Generation 50 plus "ist das Internet das Fenster zur Welt", meinte Andreas Hollinek, Betreiber des Portals 50plus.at.

Starkes Wachstum

Während Anfang 2003 erst 43 Prozent der 50- bis 59-Jährigen das Netz nutzte, waren es zwischen April und Juni 2008 schon 69 Prozent, erhob das Marktforschungsinstitut Integral im Rahmen des AIM. Von den 60- bis 69-Jährigen klicken sich aktuell 47 Prozent durchs Web, bei der Altersklasse 70 plus sind es 19 Prozent.

Respekt

Da die ältere Generation nicht mit dem Medium Internet aufgewachsen ist, sei der "Respekt" vor Computer und Web "schon vorhanden", so Palnsteiner. Um diesen Personen die "Angst, etwas kaputtzumachen" zu nehmen, bietet Seniorkom Internet-Kurse für Ältere an. "Wir haben schon über 7.000 Senioren unterrichtet und sind immer ausgebucht", zeigte sich Palnsteiner erfreut. Das Interesse sei sehr groß und die Lernfortschritte enorm.

Interesse

Ältere Menschen interessieren sich im Internet besonders für die Themen Gesundheit, Reise und Freizeit, so Palnsteiner. Dies bestätigte auch Hollinek, der 50plus.at schon 1996 gründete. Das Publikum seiner Site ist laut einer Integral-Erhebung vor allem auf der Suche nach dem Thema Gesundheit, gefolgt von Essen und Trinken sowie Reisen und Kultur. Hollinek zufolge sei die ältere Generation "prädestiniert fürs Internet" - nicht zuletzt, weil sie oft nicht mehr mobil sei. Senioren treffen daher, wenn sie sich etwa über Medizinisches oder Urlaubsmöglichkeiten informieren wollen, im Internet eine Vorauswahl. In puncto Sexualität, Wechseljahre oder Verdauung fungiere das Web zudem oft als "Tabubrecher".

Information

Neben Information stehen auch Kommunikation und Interaktivität bei surfenden Senioren hoch im Kurs. Die Seniorkom-Mitglieder beteiligen sich rege an der "Hobby Redaktion", an Fotowettbewerben oder schicken Rezepte ein. Viele ältere Personen nutzen das Netz auch, um mit ihren Verwandten kostenlos zu telefonieren. "Skypen ist sehr beliebt", berichtete Palnsteiner.

Partner

Ein weiterer Aspekt ist die Partnersuche, denn Einsamkeit der Senioren ist "ein großes Problem", sagte Hollinek. Üblicherweise gehört die Generation 50 plus nicht mehr zu der Personengruppe, die ihre Lebensgefährten beim Ausgehen kennenlernt. So haben 34 Prozent der 50- bis 69-jährigen Internetsurfer in Österreich schon einmal eine Online-Partnerbörse besucht, ergab eine repräsentative Umfrage der Web-Agentur Parship.at im Vorjahr. Immerhin zwölf Prozent dieser Altersgruppe haben demnach einen ihrer bisherigen Partner übers Netz kennengelernt.

Entdeckung

Auch wenn es schon vor einigen Jahren geheißen hat, Betreiber von Internet-Sites entdeckten - wie die Werbung - die Generation 50 plus, ist das Gros der Homepages noch nicht den speziellen Bedürfnissen von Älteren angepasst. Dies betrifft vor allem die Accessibility (Zugänglichkeit) und die Usability (Benutzerfreundlichkeit). Eine zu kleine Schrift oder ein fehlender Farbkontrast bedeuten etwa für sehschwache Menschen eine Hürde, erläuterte Christian Rupp, Sprecher der im Bundeskanzleramt angesiedelten Plattform Digitales Österreich. Weitere Barrieren sind Unübersichtlichkeit, schlechte Navigierbarkeit oder fehlende Beschreibung von Bildern und Grafiken.

Profitabel

"Von der barrierefreien Gestaltung von Webangeboten profitieren eigentlich alle", so Rupp. Vielfach seien Hürden auf Online-Portalen aber keine böse Absicht, sondern entstehen durch mangelndes Bewusstsein und fehlendes Wissen der Entwickler und Betreiber. "Manche Grafiker können einfach nicht über ihren Schatten springen", kritisierte hingegen Hollinek. Sites mit großer Schrift können trotzdem schön sein - zu kleine Buchstaben hingegen verkürzen die Verweildauer.

Aufholjagd

Trotz der massiven Aufholjagd der älteren User sind die "digital divides" (digitale Klüfte) noch nicht ausgemerzt. Gerade bei der Generation 50 plus spielen die segregierenden Faktoren Bildung, Geschlecht und Wohnort eine große Rolle, zeigt eine genaue Aufschlüsselung des AIM: 59 Prozent der österreichischen Männer ab 50 Jahren sind online, aber nur 35 Prozent der Frauen. Groß sind die Unterschiede auch im Zusammenhang mit unterschiedlichen Bildungsniveaus. Während von den älteren Universitätsabsolventen und Maturanten mehr als zwei Drittel (70 Prozent) im Netz surfen, ist es bei den Personen mit Fachschul- oder Lehrabschluss nur die Hälfte (50 Prozent) und bei den Pflichtschulabsolventen weniger als ein Viertel (23 Prozent). (APA)