Wien/Mexiko-Stadt - Aus Anlass der Welt-Aids-Konferenz in Mexiko-Stadt (3. bis 8. August): Die Immunschwächekrankheit Aids hinterlässt auch in Österreich ihre Spuren. Selbst wenn die HIV-Infektion mittlerweile gut behandelbar ist, noch immer gibt es pro Tag ein bis zwei Neuinfektionen. Viele Betroffene erleben weiterhin soziale Benachteiligung und Not.

Die Geschichte

Legendär ist der Bericht über Krankheiten und Sterblichkeit des CDC (Center for Disease Control) in den USA geworden, der erstmals am 4. Juni 1981 von der neuen Krankheit berichtete. "Im Zeitraum von Oktober 1980 bis Mai 1981 wurden fünf junge Männer - alle aktive Homosexuelle - in drei verschiedenen Spitälern in Los Angeles (Kalifornien, Anm.) wegen einer Pneumocystis carinii-Lungenentzündung behandelt, die durch (Haut-, Anm.)Biopsie bestätigt wurde. Zwei der Patienten starben ..."

Auf österreichischer Seite hatten zu jener Zeit der damalige Chef der Universitätsklinik für Dermatologie am Wiener AKH, Klaus Wolff, und sein Mitarbeiter und mittlerweile Leiter der Abteilung für Immundermatologie, Georg Stingl, als eine der Ersten von der neuen Erkrankung gehört. Stingl erzählte einmal: "Ich war mit Prof. Wolff bei einem Kongress der amerikanischen Akademie für Dermatologie. Und dort wurde von Fällen von Kaposi-Sarkomen bei jungen Patienten berichtet. Wir kamen nach Wien zurück und wurden gefragt: 'Gibt's was Neues?' Wir haben gesagt: 'Ja, unglaublich, da gibt es plötzlich Kaposi-Sarkome bei jungen Menschen."

Folgeerkrankungen machten aufmerksam

Nicht Aids selbst führte zur spezifischen Zuordnung der Immunschwäche zu einem medizinischen Fachgebiet. Vielmehr waren es die Folgeerkrankungen: Weil die Patienten mit der eigenartigen und zunächst unerklärbaren Störung des Immunsystems vermehrt Pneumocystis carinii-Pneumonien bekamen, landeten sie auf den Lungenabteilungen. Sonst waren diese Lungenentzündungen bis dahin nur sehr selten und bei schwer Immungeschwächten aufgetaucht.

Erster Patient in Österreich

Weil wiederum andere Betroffene mit einem Kaposi-Sarkom zum Arzt gingen, kamen sie an die Hautkliniken. Stingl sagte dazu vor einigen Jahren: "Das war auch 1982 bei unserem ersten Patienten an der Klinik. Der hatte solche verdächtige Hautveränderungen. Es war ein sehr promiskuitiver Homosexueller, der oft nach New York zu Gay-Partys geflogen war." Bald war klar, dass der Mann die neue Krankheit hatte.

Ähnlich ging es bald darauf dem damaligen Oberarzt an der 2. Internen Abteilung des Pulmologischen Zentrums (jetzt: Otto-Wagner-Spital) und nunmehrigen Leiter der Abteilung, Norbert Vetter. Seine ersten Erfahrungen stellte er gegenüber der APA so dar: "Bei uns war es ein junger Mann mit einer Tuberkulose. Er hatte als Strichbub in Amsterdam gearbeitet. Am Knie hatte er auch noch eine blaue Hautveränderung. Dankenswerter Weise hat Judith Hutterer an der Universitäts-Hautklinik eine Biopsie durchgeführt und auch das Kaposi-Sarkom entdeckt." Aids war damit in Österreich angekommen. (APA)