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Pola Uddin: "Der Sexismus muss aufhören. Wir brauchen ein Symbol, das nicht dauernd ein Martini-Glas in der Hand hält."

Foto: AP / JAY MAIDMENT

London - Der britische Geheimagent ist im Allgemeinen weiß, männlich und trinkt Martini - so war es jedenfalls in Anlehnung an die fiktive Kultfigur James Bond bislang. Doch jetzt sucht der britische Geheimdienst MI6 Spione ganz anderen Kalibers. Sie sind im Idealfall Mütter mittleren Alters, gehören einer ethnischen Minderheit an und sprechen fließend Mandarin. Wird nun also "007" bald durch eine "Jane Bond" ersetzt?

Auslandsgeheimdienst sucht Frauen

Vor rund einem Jahr begann der MI6 damit, aktiv um Frauen und Angehörige von ethnischen Minderheiten zu werben. Auf der Website des Auslandsgeheimdienstes, in zahlreichen Werbeanzeigen in Zeitungen und Zeitschriften werden diejenigen angesprochen, die einen Agenten-Job vorher wohl niemals in Erwägung gezogen haben. Gesucht werden den Annoncen zufolge vor allem auch Mitarbeiter, die Mandarin, Arabisch, Persisch oder eine der afghanischen Sprachen beherrschen.

"Verschiedene Ministerien haben bereits wichtige Schritte hin zur Gleichberechtigung gemacht. Aber für uns ist diese von besonders großer Bedeutung", sagt der Leiter der Personalabteilung des MI6, der seinen Namen nicht nennen will. Pola Uddin, die erste Muslimin im House of Lords, sagt dazu: "Der Sexismus muss aufhören. Wir brauchen ein Symbol, das nicht dauernd ein Martini-Glas in der Hand hält."

Seit Beginn der neuen Kampagne gingen beim MI6 schon mehr als 20.000 Bewerbungen ein. Im vergangenen Jahr soll die Frauenquote bei den Neueinstellungen stolze 40 Prozent betragen haben. Elf Prozent der neuen MitarbeiterInnen gehören ethnischen Minderheiten an.

Arbeit nur was für Männer?

Dennoch zögern viele Frauen noch immer, eine Karriere beim MI6 anzustreben. "Es gibt noch immer die Vorstellung, dass die Arbeit hier nur etwas für alleinstehende Männer ist", sagt der für Neueinstellungen zuständige MI6-Mitarbeiter, der ebenfalls anonym bleiben will. "Aber nicht alle Jobs, die wir anbieten, sind an vorderster Front." Der britische Geheimdienst beschäftigt neben seinen GeheimagentInnen unter anderem LinguistInnen, TechnikerInnen, Sicherheitspersonal, FahrerInnen und EmpfangsmitarbeiterInnen.

Ein Grund für die veralterte Vorstellung von der Agenten-Arbeit sind sicherlich die zahlreichen James-Bond-Filme und das Bild eines jungen und vor allem männlichen Geheimagenten "im Dienste ihrer Majestät". "Die Filme bringen uns Vorteile, da wir durch sie Kultcharakter erlangt haben und uns ständige Aufmerksamkeit garantiert wird", heißt es beim MI6. "Aber viele der bisherigen Bewerber waren nur auf der Suche nach Nervenkitzel. Das sind nicht die Leute, nach denen wir suchen. Die Zeiten von Bond sind vorbei."

Ob der Wunsch des MI6 nach weiblichem Personal auch Konsequenzen für zukünftige Besetzung der Filmrolle des James Bond haben wird, steht in den Sternen. Obwohl - immerhin hat dieser seit einiger Zeit ja auch eine Chefin. (APA/AP)