Wien - Vertreter der Alternativenergiebranche orten Rückenwind. Die massive Verteuerung, die in den vergangenen Monaten bei Kohle, Rohöl und in der Folge auch bei Heizöl eingetreten ist, habe zu einem Meinungsumschwung in der Bevölkerung geführt. Weit mehr Menschen als noch vor einem Jahr würden die Wichtigkeit des Einsatzes alternativer Energieformen unterstreichen, lautet der Tenor. Weil beim Gaspreis massive Erhöhungen erst bevorstünden, sei mit zunehmender Unterstützung für die verstärkte Nutzung alternativer Energieformen zu rechnen.

Umso unverständlicher sei, dass die Regierung bei der Formulierung der im Juli beschlossenen Ökostrom-Gesetz-Novelle nicht ambitionierter vorgegangen ist. "Das Potenzial für erneuerbare Energien in Österreich ist enorm. Vieles bleibt ungenutzt. Das können wir uns nicht länger leisten" , sagte der Präsident des Biomasse-Verbands, Heinz Kopetz, in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Präsidenten des Bundesverbandes Photovoltaik, Hans Kronberger.
Kopetz plädiert unter anderem für eine gezielte Nutzung von Holz und anderer Formen von Biomasse wie beispielsweise Grasschnitt zur Erzeugung von Raumwärme. Weder Holz noch Grasschnitt gingen zulasten der Produktion von Lebensmitteln und seien folglich auch ethisch unbedenklich.

Nach Berechnungen des Biomasse-Verbands könnte man die Wärmenutzung durch Verfeuerung von Holz von derzeit rund 170 Petajoule (PJ) bis 2020 um rund ein Drittel auf etwa 220 PJ erhöhen. Das Ausbaupotenzial im Wärmebereich inklusive Solarthermie und Geothermie (Erdwärme) bezifferte Kopetz bis 2020 mit 71 (auf insgesamt 246) PJ.

Guter Wille gefragt

Ein unbedingtes Muss zur Erreichung der österreichischen Klimaziele sei auch der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung. Österreich hat sich im Rahmen der EU-weiten Lastenaufteilung verpflichtet, den Anteil an erneuerbaren Energien am Gesamtenergiemix bis 2020 auf 34 Prozent anzuheben.

Mit etwas gutem Willen bei gleichzeitiger Forcierung der Wärmedämmung und Umsetzung und öffentlich geförderten Maßnahmen zum Energiesparen sei dies zu schaffen, sagte Kopetz.

Kronberger vom Photovoltaik-Verband verwies auf die Möglichkeit, bis 2020 rund fünf bis acht Prozent des benötigten Stroms über Solarmodule zu gewinnen. Die Kosten seien zwar noch immer hoch, aber im Sinken begriffen. Auch seien deutliche Effizienzsteigerungen bei der Energieausbeute zu erkennen. (stro, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2./3.8.2008)