Wien - Heinrich Schaller, Chef der Wiener Börse, sieht in der Causa Meinl keine Fehler bei seinem Haus. "Ich denke nicht, dass wir Fehler gemacht haben. Ich glaube nicht, dass der Firmensitz Jersey schuld an dem ist, was hier passiert ist", wird Schaller im aktuellen "Format" zitiert.

Seiner Meinung nach ist das Vertrauen in die Wiener Börse wegen Meinl auch "sicher nicht verloren gegangen". Das erkenne man auch daran, dass nach Bekanntwerden der MEL-Rückkäufe drei große Transaktionen in Wien problemlos über die Bühne gegangen seien. Schaller zählt dazu die Kapitalerhöhungen von Wienerberger und Raiffeisen International und den Strabag-IPO.

Regulatorische Änderungen habe es wegen Meinl in Wien schon gegeben. Ausländische Unternehmen müssten nun die wesentlichen Unterschiede zum heimischen Aktienrecht auf ihre Homepage stellen, und Aktienrückkäufe müssen nach österreichischem Recht abgewickelt werden.

Chaos und Putsch

Die Meinl-Börsefirmen Meinl European Land (MEL), Meinl International Power (MIP) und Meinl Airports International (MAI) sind mit Zertifikaten an der Wiener Börse notiert, haben aber in Jersey ihren Firmensitz. Die jüngsten Hauptversammlungen bei MIP und MAI endeten wie berichtet in chaosartigen Zuständen (MIP) bzw. in einem Aktionärsputsch mit Absetzung des gesamten Managements (MAI).

Bei der "Power"-Hauptversammlung am Montag hatte etwa das Boardmitglied Michael Treichl Rätsel aufgegeben. Der Investmentbanker von Audley Capital fehlte zwar auf dem Podium, soll sich aber laut "Format" auch im VIP-Raum befunden haben, um noch in letzter Sekunde auf Stimmenfang zu gehen. Gesicherte Beweise für seine Anwesenheit in der Stadthalle gibt es aber nicht.

In die Familien Treichl treiben die Vorgänge um MIP jedenfalls einen Keil, so "Format": Erste-Chef Andreas Treichl habe sich mit der Fonds-Tochter Espa nämlich im Lager der "Rebellen" befunden, während Michael Treichl als MIP-Boardmitglied eindeutig Chairman Hans Haider zuzurechnen sei. (APA)