Beim folgenschweren Erdrutsch im Gschliefgraben in Gmunden besteht jetzt große Hoffnung, dass für die Bewohner der letzten zwölf noch evakuierten Häuser demnächst die Rückkehr möglich ist. Bürgermeister Heinz Köppl bezifferte als zuständiger Einsatzleiter Freitagnachmittag die Chancen dafür mit "99,9 Prozent". Er hofft, dass er innerhalb der kommenden zwei Wochen das Ende für das verhängte Katastrophengebiet verkünden kann.
Die Arbeiten für eine Rückkehr der betroffenen Familien gingen auf Hochtouren weiter. Nach wie vor werde Material von der Hangrutschung abtransportiert, schilderte Köppl. Dies erfolge per Lkw, da das dafür vorgesehene Schiff so lange nicht eingesetzt wird, bis ein beauftragtes Gutachten keine Beeinträchtigung die Fische im See ergeben hat. Ein Ende des Abtransportes würde auch die Anrainer der verwendeten Traunsteinstraße entlasten.
Statiker prüfen
Vermutlich können nicht alle Häuser gleichzeitig freigegeben werden, warnte Köppl vor zu schnellen Erwartungen. Bei vier betroffenen müssten Statiker mögliche Schäden prüfen, die gegen ein Beziehen sprechen könnten. Bei den anderen könne dies die Gemeinde als Baubehörde. Außerdem müssten alle Zuleitungen für Strom, Wasser, Kanal sowie die Kamine untersucht werden.
In Summe seien für die Rettung des Ortsteiles bisher rund sechs Mio. Euro ausgegeben worden. Das Programm sehe vorerst insgesamt 11,3 Mio. Euro vor. Darin seien Bohrungen enthalten, die künftig unmittelbar über allfällige Bewegungen in der Tiefe informieren und Sofortmaßnahmen auslösen sollen.
Rutscheffekt
Der sogenannte Gschliefgraben zieht sich von rund 850 Meter Seehöhe zum östlichen Ufer des Traunsees. In seinem oberen Bereich fängt er jährlich tausende Kubikmeter Gestein auf, das sich bei starken Regenfällen oder durch Felsstürze vom Traunstein lösen. Ende November des Vorjahres war der Druck der Ablagerungen so stark geworden, dass die Masse auf rund 500 Meter Länge, einer Breite von etwa 100 Metern und bis zu 20 Meter tief talwärts zu rutschen begann. Mehrere hunderttausend Kubikmeter an Erdreich und Geröll gerieten mit einer enormen Schubkraft in Bewegung.
Die Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) nahm den Kampf gegen die Naturgewalten auf, zog eine Reihe von Experten zusammen und setzte Gegenmaßnahmen, unter anderem Abtransport von Material und Ableitung von Wasser, das wie ein Schmiermittel für die Rutschung wirkte. Zeitweise mussten 55 Häuser evakuiert werden, zuletzt waren es noch zwölf. Die Instabilität im Gschliefgraben in Gmunden war seit langem bekannt, es handelt sich aber um historisches Siedlungsgebiet. Seit der Erklärung zur Gefahrenzone in den 80er Jahren ist der Neubau gestoppt. (APA)