Angesichts rückläufiger Ölpreise und (anfangs) guter Konjunkturdaten gehen die
US-Börsen mit Aufschlägen aus der Handelswoche. Das Wirtschaftswachstum hat sich laut Handelsministerium im 2. Quartal deutlich beschleunigt. Das reale BIP erhöhte sich gegenüber dem Vorquartal um 1,9%, Volkswirte hatten jedoch 2,3% erwartet. Ausschlaggebend dafür dürfte jedoch in erster Linie das Stimulus-Paket der US-Regierung gewesen sein.

Die Arbeitsmarktdaten enttäuschten. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stiegen auf 448.000,
Volkswirte rechneten mit einem Rückgang auf 395.000. Der Chicago-Einkaufsmanager-
Index kletterte auf 50,8 Punkte, der Konsens war von einem Rückgang auf
49 ausgegangen.

Das Diskontfenster der Federal Reserve wird nun für Investmentbanken bis Jänner
geöffnet bleiben. Die Fed betonte diese Maßnahmen jederzeit zurückziehen zu
können, sollte das Fed-Board den Eindruck haben "dass die Verhältnisse an den
Finanzmärkten nicht länger ungewöhnlich und ernst sind". Zudem wolle man das
Verbot für Naked Short Selling - eine agressiven Form des Leerverkaufens - weiter
verlängern.

Merrill Lynch kündigte eine weitere Kapitalerhöhung im Ausmaß von USD 8,55 Mrd
an. Die Aktien wurden mit einem deutlichen Abschlag zu USD 22,5 angeboten, die
Kapitalmassnahme wird den Anteil der Altaktionäre um 39% verwässern. Zudem
meldete man den Notverkauf forderungsbesicherter Anleihen um USD 6,7 Mrd. an
eine Fondstochter des Finanzinvestors Lone Star. Insgesamt muß die Bank im Q3
nochmals USD 5,7 Mrd. wertberichtigen, die Abschreibungen seit Beginn der
Subprime-Krise belaufen sich bei Merrill nun auf USD 50 Mrd.

Lehman Brothers
erwägt indes den Verkauf der Vermögensverwaltungssparte Neuberger Berman, die
bis zu USD 8 Mrd. einbringen könnte. Freddie Mac und Fannie Mae litten unter
einer Meldung von S&P, wonach man die nachrangigen Anleihen sowie die Vorzugsaktien
beider Unternehmen abstufen werde. Der Finanzinvestor Kohlberg
Kravis Roberts gab bekannt, den in Amsterdam notierten KKR Private Equity Fonds
übernehmen und an die New York Stock Exchange bringen zu wollen. Mastercard
musste aufgrund einer Schadenersatzzahlung an American Express ein deutliches
Minus ausweisen, die bereinigten Zahlen übertrafen jedoch die Markterwartungen.
Auch Visa konnte Erlös und Gewinn deutlich steigern.

GM verliert weitere 15%, das Jahresminus beläuft sich nun auf 55%. Der angeschlagene
Autobauer weitet sein Rabattprogrogramm nun auch auf Nicht-Angestellte
aus. Zudem plant GM einen Stellenabbau von 15% aller Beschäftigten in den
USA. Bereits vor einigen Tagen hatte man ein Sparprogramm im Ausmaß von mehr
als USD 10 Mrd. angekündigt. Sinkende Nachfrage bei zugleich steigenden Kosten
machen auch Black & Decker zu schaffen. Bereits zum zweiten Mal in Folge wurde
die Gewinnprognose zurückgeschraubt, die Konsensschätzung wurde jedoch leicht
übertroffen. Exxon Mobil hat die Markterwartungen indes deutlich verfehlt. Gewinn
und Umsatz blieben hinter den Erwartungen zurück, auch der Ausblick enttäuschte.
Verizon konnte mit einem Gewinnplus von 12% deutlich positiv überraschen,
auch Kraft Foods konnte mit dem bereinigten Ergebnis sowie einem angehobenen
Ausblick überzeugen. Wrigley tendierte nach guten Zahlen unverändert, die EUKommission
hat zudem die Übernahme durch Mars genehmigt.

Amgen legte nach starken Quartalszahlen und guten Studiendaten zum
Osteoporose-Medikament Denosumab um 16,3% zu. Analysten reagierten mit
Aufstufungen. Wyeth (-9,6 %) und Elan Corp (-70%) knicken indes ein, nachdem
negative Studiendaten des Alzheimer-Medikaments Bapineuzumab eine Markteinführung
nun immer unwahrscheinlicher erscheinen lassen. ImClone haussiert 40%, nachdem Bristol-Myers Squibb ein Übernahmeangebot für USD 60/Aktie legte. Das
Angebot bewertet ImClone mit USD 5,2 Mrd., eine weitere Aufbesserung des
Angebots erscheint durchaus möglich. Der Hersteller von Navigationsgeräten
Garmin hat die Umsatzerwartungen deutlich verfehlt, auch der Ausblick auf das
Gesamtjahr enttäuschte, die Aktie wird mehr als 20% abgestraft.
Unser Ausblick für die US-Märkte bleibt weiter verhalten. Dies belegt auch die Zahl
an Großinsolvenzen (größer als USD 1 Mrd.): in den ersten 6 Monaten 2008
überschreitet die Anzahl der Unternehmen die Chapter 11 angemeldet haben,
bereits den Höchststand von 2003. Im Vorjahr gab es lediglich eine größere Insolvenz,
und zwar New Century Financial.

In der nächsten Handelswoche erwarten wir unter anderem Zahlen von Cisco, Procter/Gamble und AIG. Fed Zinsentscheid sowie der ISM-Non-Manufacturing Index sollten ebenfalls für Impulse sorgen.