Chinas wirksamste Waffe ist die Wirtschaft.

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Wirtschaftswunder, Weltmacht, Global Player - Attribute, die für die Erfolgsgeschichte der Volksrepublik China sprechen. Der vielerorts gepriesene Aufstieg des Milliardenvolkes wird von westlichen Ländern nicht selten kritisch beäugt. Die Rasanz, mit der China zu einem weltpolitischen Spieler emporgewachsen ist, mag Misstrauen erwecken, wird gar als Bedrohung empfunden. Ein neuartiger Konkurrent hat die Weltbühne betreten, der nach völlig anderen Regeln und Motiven agiert, als es die westliche Sichtweise gewohnt ist.

Chinas Erfolgsstrategien und in verschiedene Sichtweisen

Wer ist dieser neue Akteur, wie funktioniert er, was denkt er? Drei Dokumentationen zeichnen nächsten Donnerstag ein umfassendes Porträt: Die Reihe bietet einen Einblick in Chinas Erfolgsstrategien und in verschiedene Sichtweisen, ohne jedoch den kritischen Blick zu verlieren.
Wartende Autoschlangen an den Tankstellen und Stromausfälle sind nur ein Beispiel für die Kehrseiten des Wirtschaftsbooms. Im Film Der Wettlauf ums Öl wird der "Eroberungsfeldzug" des mittlerweile zweitgrößten Erdölverbrauchers der Welt um den ganzen Globus nachgezeichnet.

Auf der Suche nach neuen Lieferländern schmiedet China Allianzen rein nach internationalen Geschäftsregeln. Sein Prinzip der Nichteinmischung in politische Belange macht China für so manche Länder zu einem attraktiven Geschäftspartner und zum größten Konkurrenten der USA.
Im von China verfolgten Sieg ohne Kampf (23.50 Uhr) gilt es vielmehr, den Gegner zu beeindrucken, als ihn militärisch zu bezwingen. Im Sinne einer friedlichen Machterweiterung und Entwicklung markiert eine Kombination aus Geduld und der sogenannten Strategie des Umwegs den chinesischen Weg. Der Umweg führt über die Trümpfe wirtschaftliche Stärke, die Verbreitung von Bedrohungsszenarien und politische, oftmals umstrittene, Beziehungen. In So arm, so reich (23.20 Uhr) bekommen die Probleme hinter der Fassade eines globalen Aufsteigers ein menschliches Gesicht.

Soziale Explosion

Porträts unterschiedlicher Schicksale führen die Diskrepanz zwischen dem Wachstum in der Großstadt auf der einen, und der Armut auf dem Land auf der anderen Seite vor Augen. Moderne Architektur als Symbol für Fortschritt in der Metropole Schanghai steht in krassem Gegensatz zur sozialen Explosion in den abgelegenen, ländlichen Provinzen. Der Weg bis zum angestrebten Ziel einer gerechten, harmonischen Gesellschaft scheint angesichts dieser Kluft noch weit.

Die Dokumentationsreihe lässt Menschen mit verschiedenen Hintergründen zu Wort kommen und bietet einen weitgefassten Überblick darüber, welche politischen und gesellschaftlichen Faktoren in China miteinander wirken. Am 7. August, ab 22.25. (Marina Wetzl-Maier, DER STANDARD; Printausgabe, 2./3.8.2008)