MIP-Direktor Michael Treichl. "Es gibt viele Emotionen um den Namen Meinl. Daher stehe ich einer Namensänderung konstruktiv gegenüber.

Das Energiegeschäft verlange langfristiges Denken, sagte er zu Bettina Pfluger.

STANDARD: Bei der Hauptversammlung von Meinl International Power (MIP) am Montag hat es Gerüchte gegeben, wonach über Ihr Unternehmen, Audley Capital, versucht worden sein soll, bis zuletzt Stimmen "aufzukaufen".

Treichl: Wir haben in den Tagen und Wochen vor der Hauptversammlung Gespräche geführt, ob wir MIP-Zertifikate kaufen. Diese Gespräche haben aber zu keinem Ergebnis geführt.

STANDARD: Wie erklären Sie sich solche Gerüchte?

Treichl: Da müssen Sie die Leute fragen, die diese Gerüchte in Umlauf setzen. Es gibt aber auch andere Gerüchte. Mir wurde berichtet, dass die "Rebellen" sogar während der HV Angebote an anwesende Investoren zu 8,50 Euro gemacht haben sollen. Die Angebote sollen mit einer gewissen Hartnäckigkeit vorgetragen worden sein, die an Nötigung grenzt. Von den betroffenen Investoren werden daher rechtliche Schritte eingeleitet. Das Niveau von Herrn Proschofsky und Genossen passt eher zu einer Wirtshausrauferei als zu einer Hauptversammlung.

STANDARD: Was ist Ihre Aufgabe im MIP-Board?

Treichl: Die satzungsmäßige Aufgabe des Boards ist die Überwachung des Managers. Mein Hintergrund unterscheidet sich von dem der anderen. Ich komme aus der Investmentbranche, andere aus der Industrie. Das ist eine sinnvolle Ergänzung.

STANDARD: Warum waren Sie am Montag bei der HV nicht anwesend?

Treichl: Ich war im Urlaub.

STANDARD: In der HV im Mai hat Ihnen Herr Rasinger eine Wette angeboten: Für jeden kritischen Meinl-Artikel in der internationalen Presse sollten Sie 100 Euro zahlen. Was ist daraus geworden?

Treichl: Herr Rasinger hat mir eine Wette angetragen. Sein Vorschlag ist aber keine Wette, sondern ein einseitiges Zahlungsversprechen meinerseits. Bei einer Wette müssen beide Seiten etwas riskieren. Ich habe daher vorgeschlagen, den Zeitraum und die Medien zu definieren. Wenn die kritischen Artikel eine bestimmte Anzahl überschreiten, dann würde ich zahlen, sonst müsste er zahlen.

STANDARD: Ist Herr Rasinger auf diese Wette eingestiegen?

Treichl: Bis jetzt noch nicht. Ich habe ihm auch angeboten, dass ich bereit bin, den Betrag, den ich 2007 vom MIP-Board erhalten habe, einzusetzen, wenn er bereit ist, jenes Geld einzusetzen, dass ihm von der Meinl Gruppe für Beratungsleistungen gezahlt wurde.

STANDARD: Wie hoch ist Ihr Einsatz?

Treichl: Rund 25.000 Euro.

STANDARD: Von MIP wurde immer kritisiert, dass unter den "Rebellen" auch Hedgefonds sind. Sie betreiben mit Audley Capital ja auch das Geschäft der Hedgefonds. Sind Sie kein böser Fonds?

Treichl: Es gibt weltweit rund 9000 Hedgefonds, die verschiedene Geschäftsmodelle betreiben. Der Ansatz von Elliot oder QVT ist wahrscheinlich etwas aggressiver als der von uns. Aber auch wir zählen uns zu der Gruppe der aktivistischen Investoren und versuchen, Veränderungen herbeizuführen. Aber wir versuchen es im Einklang mit dem Management. Oft ist es so, dass das Management über die Geschäftspolitik unterschiedliche Ansichten hat, das sind Situationen, die uns interessieren.

STANDARD: Sie haben sich zuletzt am Pflegeheimbetreiber Curanum beteiligt, sind beim Handyausrüster Balda engagiert. Das klingt nach einer bunten Mischung. Wie ist Ihr Investmentfokus?

Treichl: Das sind nur zwei Beteiligungen im deutschsprachigen Raum. Unsere größten Beteiligungen sind in der Energiebranche in Kanada, Australien, Südafrika, in Skandinavien und zum Teil auch im pazifischen Raum. Wir haben auch industrielle Beteiligungen, etwa im Bereich Infrastruktur.

STANDARD: Wie hat die Finanzkrise Ihr Geschäft verändert?

Treichl: Die Krise hat enorme Gelegenheiten für uns geschaffen. Es hat natürlich auch Verluste gegeben, wir sind aber rechtzeitig aus Immobilien und konsumorientierten Bereichen ausgestiegen. Vielen Unternehmen wird der Zugang zum Kapitalmarkt jetzt versperrt, und privates Beteiligungskapital bekommt damit auch eine neue Bedeutung.

STANDARD: Werden Deals schwieriger, weil Banken nicht mehr so leicht refinanzieren?

Treichl: Das ist korrekt. Banken horten im Moment ihr Cash, weil sie oft noch nicht wissen, wie groß die Löcher sind, die in ihre Bilanz gerissen werden. Man darf aber nicht vergessen, dass die Eigenmittel der Private-Equity-Fonds bei über 600-700 Mrd. Dollar liegen. Die müssen schließlich investiert werden.

STANDARD: Verstehen Sie die Sorgen der Meinl-Anleger, die ihrem Geld jetzt nachschauen müssen?

Treichl: Absolut. Man muss aber lernen, nicht nur auf den Börsenkurs zu schauen. Wesentlich ist, was nach zwei, drei Jahren herauskommt. Diesen Vertrauensvorschuss müssen die Zertifikatsinhaber erbringen. Vielleicht haben das nicht alle Anleger so verstanden, aber der Anlagehorizont ist ein langfristiger. Der goldene Topf steht am Ende des Regenbogens, in der Mitte sieht man vielleicht nicht viel. Daher denkt man bei MIPauch darüber nach, in Projekte zu investieren, die kurzfristige Gewinnsteigerungen ermöglichen.

STANDARD: Nachgedacht wird auch über einen Großinvestor, hört man.

Treichl: Das wäre sicher auch ein Weg, zu einem Gewinn zu kommen. Das geht aber nicht ohne Zustimmung der Zertifikatsinhaber. Man muss den Anlegern aber zeigen, dass ihr Geld sich vermehrt hat. Bei den ganzen Wirren und zum Teil völlig haltlosen Anschuldigungen gegen MIP muss man aber über einen Punkt nachdenken: Es stellt sich die Frage, ob die Struktur einer börsennotierten Aktiengesellschaft für einen Fonds dieser Art optimal geeignet ist. Mit dieser Frage sind aber auch namhafte Gesellschaften wie KKR, oder Blackstone laufend konfrontiert.

STANDARD: Wie beurteilen Sie die Loslösung von der Meinl Bank? Gibt es Ideen für einen neuen Namen?

Treichl: Es gibt viele Emotionen um den Namen Meinl. Daher stehe ich einer Namensänderung konstruktiv gegenüber. Wichtig ist aber die Performance des Unternehmens. Für die Loslösung der Meinl Bank gibt es Optionen, darüber wird das Board entscheiden.

STANDARD: Ihr Bruder, Erste-Bank-Chef Andreas Treichl, hat gesagt, er verstehe Ihre Welt nicht. Was ist an Ihrer Welt so anders?

Treichl: Er lebt in Wien, ich in England. Insofern bewegen wir uns in unterschiedlichen Welten. Auch beruflich sind wir unterschiedlich. Aber wir haben auch viele Gemeinsamkeiten. Uns verbindet etwa die Jagd und die Musik. Er ist da aber wesentlich talentierter als ich, spielt nahezu konzertreif Klavier. Ich spiele nicht so gut. Wir haben beide zur gleichen Zeit gelernt, aber er hat durchgehalten. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2./3.8.2008)