Früher waren sie die urigen Landschaftsgärtner mit den netten Muhkuhlis im Stall und dem urcoolen Mähdrescher in der Scheune. Heute gelten sie mitunter nur mehr als Abzocker von EU-Agrargeldern und als Profiteure der Hochpreissituation bei Brot und Gemüse. Die Bauern haben es mit der Imagepflege derzeit so schwer wie mancherorts auf den Feldern, wo sie im verregneten Juli mit ihren Traktoren zwar rein-, aber wegen des tiefen, nassen Bodens erst im August wieder rausgekommen wären.
Am Freitag wurde man als Journalist Zeuge dessen, wie schwer es auch die Standesvertretungen und "eigenen" Organisationen der Bauern haben. "Eine noch nie da gewesene Menge", jubelte die Agrarmarkt Austria angesichts der Zahlen für die Getreideernte 2008. Genauer gesagt: Sie jubelte am Vorabend der Austria Presse Agentur etwas vor. Als dies zur Grundlage einer Meldung gemacht wurde, machten sich diverse Bauern in Internetforen sofort über die AMA her, hießen diese - hier werden die deftigeren Originalbegriffe nicht verwendet - "uninformiert" : Die Mengen stiegen, die Qualitäten jedoch nicht und man solle überhaupt mit Jubelmeldungen aufpassen, um nur ja nicht als Abkassierer dazustehen, weil ja Energie und Saatgut und Dünger auch "noch nie da gewesene" Rekordpreise erreicht hätten.
Aller stilisierten Romantik zum Trotz: Unsere Agrarier müssen heute knallharte Geschäftsleute sein. Das ist auch in Ordnung. Die so lange bekämpfte Veröffentlichung der EU-Förderungen war deswegen auch überfällig. Wenn die Bauern aufhören, Transparenz mit Neidgesellschaft zu verwechseln, haben wir sie wieder alle lieb. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2./3.8.2008)