Nach langer Verzögerung wird es endlich konkret. Mit der Zustimmung der internationalen Atomenergiebehörde IAEO zum Inspektionsabkommen haben die USA und Indien einen wichtigen Schritt zur Umsetzung des Nuklearpakts gemacht. Doch wer glaubt, das Abkommen wäre damit unter Dach und Fach, irrt. Die IAEO-Zustimmung war die leichte Übung, jetzt erst geht es ans Eingemachte.

Der Forderung, indische Nuklearanlagen von der IAEO überwachen zu lassen, können auch Gegner des Nuklearpakts zustimmen. Jetzt schon kümmern sich die Inspektoren der Wiener Behörde um sechs der indischen Reaktoren. Jede Ausweitung der Überwachung ist ein Fortschritt - auch wenn eine wirkliche Kontrolle nicht gegeben ist, weil eben der militärische Teil des Programms auch weiterhin Neu-Delhis Privatsache bleibt. Hier liegt auch der Hase im Pfeffer, wenn im nächsten Schritt die Nuclear Supplier Group (NSG) über die Änderung ihrer Richtlinien entscheiden muss, damit Indien am internationalen Atommarkt einkaufen kann. Denn das sind wirklich fundamentale Fragen. Kann es sich die Staatengemeinschaft erlauben, ein Land wieder mit Nukleartechnologie zu versorgen, das bisher internationale Beschränkungen im Nuklearbereich von sich gewiesen hat?

Die Advokaten des Abkommens verweisen stets auf die indische Demokratie, die politische Stabilität des Landes. Doch schon pocht Pakistan auf einen ähnlichen Deal. Und IAEO-Chef ElBaradei hat am Freitag erklärt, er habe grundsätzlich nichts dagegen, auch Islamabad in Zukunft Zugang zu Nukleartechnologie zu gewähren. Scharfe Diskussionen in der NSG in den nächsten Wochen sind programmiert. (DER STANDARD, Printausgabe, 2.8.2008)