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GM-Motorenfertigung in Ungarn: Der europäische Markt funktioniert noch halbwegs, in Amerika hingegen verlieren die US-Hersteller drastisch.

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Detroit/München - Kaum ein Tag vergeht derzeit, ohne dass aus der globalen Autoindustrie keine Hiobsbotschaft überbracht wird: General Motors (GM), der größte US-Fahrzeugkonzern, vor gar nicht langer Zeit noch der größte der Welt, meldete am Freitag einen Quartalsverlust von 15,5 Milliarden Dollar. Das ist zwar nicht einmal das größte Quartalsminus der Konzerngeschichte (sondern das drittgrößte), jedoch das erste diesen Ausmaßes, das nicht durch hohe Pensionsverpflichtungen an ehemalige Mitarbeiter erklärt wird, sondern durch massive Probleme im Kerngeschäft selbst. Für die Verluste machte GM nämlich unter anderem einen Rückgang des Absatzes in Nordamerika um ein Fünftel verantwortlich.

In den USA verfallen derzeit die Preise für Pick-up-Trucks und SUVs (Geländewagen), auch die hohen Rabatte, Zugaben und billigen Kredite, mit denen die US-Autoindustrie schon seit Jahren um die Gunst der Kunden buhlt, können nicht mehr darüber hinweghelfen, dass in Zeiten eines Rohölpreises von zuletzt mehr als 140 Dollar pro Fass und entsprechenden Preisen für Benzin spritsparendere Automobile verlangt werden. Und diese liefern eher die Japaner und Europäer als die US-Hersteller. Auch die beiden anderen US-Autofirmen, Ford und Chrysler, kämpfen mit immensen Verlusten.

BMW mit Gewinnwarnung

Doch die Autoindustrie scheint weltweit in keiner guten Verfassung. BMW hat am Freitag die Gewinnprognose stark zurückgeschraubt. Grund sind steigende Öl- und Rohstoffpreise, die Dollarschwäche sowie die Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise. Ursprünglich hatte das Unternehmen mit einem Vorsteuergewinn von 3,78 Milliarden Euro gerechnet. Eine neue Prognose ist nicht aufgestellt worden. Daimler (Mercedes-Benz) schockte die Märkte mit einer Gewinnwarnung in der Vorwoche. Gerade VW geht es nach Jahren der Krise wieder etwas besser.

In Japan zeigt sich ein ähnliches Bild: Die Nummer eins der Welt, Toyota, senkte in der Vorwoche seine Prognosezahlen für 2008. Am Freitag kam auch Nissan, die Nummer drei in Japan und unter der Kontrolle von Renault, mit alarmierenden Daten: Der Betriebsgewinn des japanischen Autobauers ist im ersten Geschäftsquartal um 46 Prozent und damit weitaus stärker als von Analysten zuvor erwartet eingebrochen. Besonders heftig trafen ihn die derzeitigen Absatzprobleme in den USA, dem größten Markt für Nissan. Dennoch bestätigte der Konzern am Freitag seinen Jahresausblick, der allerdings vom niedrigsten Betriebsergebnis seit sieben Jahren ausgeht. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2./3.8.2008)