Moskau/Tiflis Bei schweren Feuergefechten sind in der abtrünnigen georgischen Teilrepublik Südossetien nach offiziellen Angaben mindestens sechs Menschen getötet und 13 weitere verletzt worden. Die bis zum Samstagmorgen andauernden Kämpfe waren in dem sich zuspitzenden Konflikt die heftigste Gewalteskalation seit längerer Zeit. Georgien und die separatistische Regierung Südossetiens gaben sich gegenseitig die Schuld für den Ausbruch der Kämpfe.

Vorwürfe an Führung in Tiflis

Die Gefechte begannen am Freitagabend mit dem Beschuss durch Heckenschützen, anschließend wurde mit Mörsern geschossen. Die Regierung in Tiflis erklärte, die Streitkräfte hätten auf einen Angriff auf georgische Dörfer reagiert und "das Feuer erwidern" müssen. Die Behörden von Südossetien erklärten, georgische Heckenschützen hätten am Abend zuerst die Hauptstadt Zchinwali unter Beschuss genommen. Dann sei das Feuer erwidert worden. Ein Vertreter der Regierung Südossetiens warf der Führung in Tiflis vor, einen Krieg vom Zaun brechen zu wollen.

Südossetien hat sich 1992 von Georgien losgesagt und ist seither de facto unabhängig. Zusammen mit der ebenfalls abtrünnigen Teilrepublik Abchasien hat Südossetien Russland und die internationale Gemeinschaft nach der Kosovo-Unabhängigkeitserklärung um Anerkennung der Eigenstaatlichkeit ersucht. Russland verfügt über starken Einfluss in Südossetien, das die Vereinigung mit der russischen Teilrepublik Nordossetien anstrebt. Die Osseten sind teils sunnitische Moslems, teils orthodoxe Christen und stammen von den indogermanischen Alanen ab, die im Altertum ein Gebiet zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer bewohnten und von Byzanz aus christianisiert wurden. (APA)