Hanoi - Durch eine Gebietsreform, die am Wochenende wirksam wurde, hat sich die Einwohnerzahl der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi auf 6,2 Millionen nahezu verdoppelt. Die Fläche des Stadtgebiets ist nunmehr mit 3300 Quadratkilometern mehr als dreimal so groß wie bisher. Dem Großraum Hanoi wurde nach amtlichen Angaben die benachbarte Provinz Ha Tay zugeschlagen, außerdem wurden ihm Teile der Provinzen Vinh Phuc und Hoa Binh angegliedert. Die verwaltungstechnische Reform war im Mai von der vietnamesischen Nationalversammlung beschlossen worden.
Hanoi, das direkt der Zentralregierung untersteht und als Verwaltungseinheit statusmäßig einer Provinz gleichgestellt ist, feiert im Oktober 2010 sein tausendjähriges Bestehen. Die von König Ly Thai Tho, dem Stammvater der Ly-Dynastie, ins Leben gerufene Stadt ist damit die älteste noch bestehende Metropole in Südostasien. Kaiser Gia Long, der 1802 Vietnam einte und die Nguyen-Dynastie begründete, entzog Hanoi den Hauptstadt-Status zugunsten von Hue, wo er nach Pekinger Vorbild eine "Verbotene Stadt" als Palastfestung errichten ließ. 1873 wurde Hanoi von den Franzosen erobert. Von 1883 bis 1945 war die Stadt Verwaltungszentrum und Sitz des Generalgouverneurs von Französisch-Indochina, von 1940 bis zum Kriegsende war sie von japanischen Truppen besetzt.
Seit 1945 Demokratische Republik Vietnam
Am 2. September 1945 rief der kommunistische Unabhängigkeitsführer Ho Chi Minh auf dem Ba-Dinh-Platz in Hanoi die Demokratische Republik Vietnam aus. Kaiser Bao Dai, der im März unter dem Druck der japanischen Besatzungsmacht die Protektoratsverträge mit Frankreich widerrufen hatte, dankte mit den Worten ab, er ziehe es vor, "einfacher Bürger eines freien Landes (zu sein) als Herrscher eines geknechteten". Als Bürger Vinh Thuy erhielt er von der neuen Regierung, die aus Kommunisten und Nationalisten zusammengesetzt war, den Titel "Oberster Berater".
Der Ex-Kaiser ließ sich allerdings 1949 wieder von der französischen Kolonialmacht einsetzen, die bis zu ihrer militärischen Niederlage in Dien Bien Phu 1954 einen verlustreichen Krieg gegen die Vietminh-Unabhängigkeitsbewegung führte.
Am 6. Jänner 1946 wurde Hanoi zur Hauptstadt der Demokratischen Republik Vietnam ausgerufen, deren Hoheitsgebiet sich aufgrund der Beschlüsse der Genfer Indochina-Konferenz von 1954 auf die nördliche Landeshälfte beschränkte. Während des Vietnamkriegs der USA wurde Hanoi mehrfach bombardiert. Die ersten amerikanischen Bombenangriffe erfolgten 1966, die letzten Ende 1972. Allein zum Weihnachtsfest 1972 trafen 40.000 Tonnen Sprengstoff die Stadt und zerstörten sie zu mehr als 25 Prozent. Seit der Wiedervereinigung des Landes 1976 ist Hanoi die Hauptstadt von ganz Vietnam. (APA)