Warschau - Der polnische Staatspräsident Lech Kaczynski drängt auf eine schnelle Einigung über die Aufstellung des Raketenabwehrsystems in seinem Land noch vor der US-Präsidentenwahl. Er sei für ein Abkommen mit der amtierenden US-Regierung, weil "die neue (Regierung) einfach nicht bekannt ist", sagte Kaczynski dem Fernsehsender TVP Info am Sonntag.

"Wir wissen nicht, wer die Wahl gewinnt und welchen wirklichen Kurs in der Politik er nimmt", sagte Polens Staatsoberhaupt. Der demokratische Bewerber, Barack Obama, habe bisher demonstrativ Deutschland besucht, bemerkte Kaczynski. Das Scheitern der Verhandlungen würde die Lage Polens massiv verschlechtern. Die Raketenabwehr sei eine "gute Lösung", sagte Kaczynski.

Gespräche könnten sich verzögern

Regierungschef Donald Tusk schließt dagegen eine Verzögerung der Gespräche mit Washington wegen der Präsidentenwahl nicht aus. Die Verhandlungen könnten "noch ein wenig dauern", hatte Polens Ministerpräsident am vergangenen Freitag gesagt. Seine Regierung werde "weder auf Zeit spielen, noch die Gespräche beschleunigen", sagte Tusk.

Polen verlangt von den USA als Gegenleistung für eine Stationierung von zehn US-Abfangraketen möglichst viel Militärhilfe sowie zusätzliche Sicherheitsgarantien. Tusk hatte Anfang Juli das bisherige amerikanische Angebot als "nicht zufriedenstellend" abgelehnt. Warschau besteht auf ständiger Stationierung mindestens einer Einheit amerikanischer Patriot-Raketen zur Verteidigung des polnischen Luftraumes. Die USA wollen Polen dieses System nur zeitweise ausleihen. (APA/dpa)