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Helmut Kraft stand in Innsbruck auf verlorenem Posten.   

APA-Foto: ROBERT PARIGGER

Wien - „Ich bin ein sehr arbeitsorientierter Mensch", sagt Helmut Kraft. Das trifft sich gut, denn Kraft hat mit der Mannschaft des FC Magna Wr. Neustadt noch jede Menge Hacke vor sich, bis er ihr „die innere Qualität" gegeben hat, die sie „zu einer verschworenen Gemeinschaft" zusammenschweißt und in die Lage versetzen könnte, die Adeg-Liga zu gewinnen. Derzeit thront dort die von Kraft im Sommer verlassene Mannschaft des FC Wacker Innsbruck. Sie hat noch keinen Punkt abgegeben, der von Negativisten „Scheiß-Millionarios" gekoste FC Magna verlor am Freitag das zweite von vier Spielen. Und zwar in Vöcklabruck 0:1. Nicht unverdient.

Anfang und Aussicht

Im ersten Spiel der Saison hatte der FC Magna in Wr. Neustadt seinen Vorstand Frank Stronach und alle Anhänger des neuen Fußball-Konzerns ernüchtert. 3:0 siegten die Innsbrucker, rund 4000 Zuschauer zogen enttäuscht heim. Vor dem zweiten Heimspiel (1:0 über FC Lustenau) versprach der FC Magna jedem Zuseher ein Gratisgetränk, dennoch kamen kaum mehr als 2000. Stronach war da, nahm erfreut zur Kenntnis, dass der alte Fuchs Sanel Kuljic (30) zum zweiten Mal hintereinander das „Tiger-Team" mit einem Abstaubertor rettete. Kraft: „Wir haben das Potential, diese Liga zu gewinnen, aber es wird noch Monate dauern, bis sich die Mannschaft eingespielt hat." Wie wahr.
Kraft verließ den FC Wacker Innsbruck, weil er sein erklärtes Vorhaben, neue, nachhaltige Strukturen aufzubauen, dort nicht durchziehen konnte. Der Verein hielt keine Verbindung zur Akademie, hatte keine Amateurmannschaft und offenbar kein Interesse an Krafts Plänen, bloß an seiner Überlebenshilfe. Kraft: „Es war ausgemacht und hat mich interessiert, als Sportdirektor zu arbeiten, nicht als Trainer. Sonst wäre ich nicht von Ried und einer funktionierenden Mannschaft zu einem Abstiegskandidaten gegangen."

Der FC Magna suchte im Frühsommer einen Trainer, Kraft sagte zu. Das Gehalt dürfte in Ordnung sein und er kann seine Vorstellungen eines durchgängigen Konzepts von der U17 bis zur Kampfmannschaft verwirklichen. Auch wenn die Strukturen hauptsächlich von Ernst Neumann und Peter Svetits gebaut werden und Kraft nur die Koordination mit der Ersten obliegt. „Ich habe mich mit dem Akademie-Leiter Roman Mählich abgesprochen, ich kenne das Trainerteam und die Pläne. Drei aus der U17 waren bei einem Trainingsspiel von uns dabei", sagt Kraft.
Der FC Magna übernahm von der Austria die Akademie in Hollabrunn und plant im südlichen Niederösterreich einen zweiten Ausbildungsstandort für kleine Elitekicker. In oder um Wr. Neustadt entsteht ein Trainingszentrum, wie es das Wiener Becken noch nicht gesehen hat. Die Infusion der Ersten mit Akademikern, auf Neudeutsch „Tigers", klappte eher nicht. Nur Tomas Simkovic (21) konnte die Übersiedlung zu den „Millionarios" schmackhaft gemacht werden. Kraft: „Alle anderen, die wir wollten, haben wir von der Austria leider nicht bekommen."

Auftrag und Ausführung

Austrias Amateure spielen derzeit auch (noch) nicht besser, es werden freilich konsequent mehrere 19-Jährige eingesetzt (Weiss, Haselberger, Schriebl, Ramsebner, Leovac). Kraft hat nur einen: Guido Burgstaller. Der zweite, Tomislaw Micanovic (18), verletzte sich vor kurzem. Kraft behilft sich mit Nachwuchskräften von anderswo, um den Bildungsauftrag zu erfüllen. Georg Margreitter (20), Michael Stanislaw (21), Ari Taner (21) und Mario Reiter (21) kicken regelmäßig. Kraft: „Aber mir gefällt, dass Burschen wie Madl, Metz oder Okotie jetzt auch bei der Austria gefragt sind."
Seit dem Abgang von Stronach musste die Austria eine Neubewertung ihrer Ressourcen durchführen. Wie vorher schon Rapid oder Sturm Graz aus Geldmangel die Liebe zum Nachwuchs entdeckten. (Johann Skocek, DER STANDARD Printausgabe 04.08.2008)