... und den bei den Sommerspielen akkreditierten Journalisten fast unbeschränkten Internetzugang erkämpft. Damit erweist sich der Sport nicht nur als Segen für China, sondern wie immer auch als Segen für den Westen.

Allzu leicht fällt in der Diskussion um die Wirkung der Olympier auf China und seine diktatorischen Bürokraten nämlich unter den Tisch, dass der moderne Sport eine Begleiterscheinung des Imperialismus und Kolonialismus darstellt und durch die Expansion der westlichen Wirtschaftsmacht auf große Teile des Planeten zu einer maßgebenden Formel des kulturellen Lebens in den meisten Staaten der Welt wurde, die ihn als spannende, leichtgängige, harmlose und doch emotional gesättigte Form des Kulturkampfes institutionalisierten.

Offenbar ist die Hoffnung der Menschenrechtler, Chinas Diktatoren würden sich schon 2008 mäßigen und öffnen, im historischen Vergleich naiv und berechtigt. Naiv, weil China seine Westwerdung nicht beliebig beschleunigen könnte, selbst wenn es mehr als marginalen guten Willen zeigte.

Die berechtigte Hoffnung sollte nicht auf die Einsicht der Parteidiktatoren bauen, sondern auf die Verbürgerlichung der chinesischen Gesellschaft und dem Hunger nach den Spielen und der (Zeichen-) Sprache der westlichen Hegemoneure. Dank der Sommerspiele 2008 wird der Appetit steigen. (Johann Skocek - DER STANDARD PRINTAUSGABE 4.8. 2008)