Rechnet bei Urlaubsreisen in der kommenden Wintersaison mit Preiserhöhungen von durchschnittlich drei bis vier Prozent: der für den Bereich Touristik zuständige Vorstand im Österreichischen Verkehrsbüro, Martin Bachlechner.

 

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Die Fragen stellte Günther Strobl.

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STANDARD: Die hohe Inflation frisst die Lohnerhöhungen auf, die Menschen haben real weniger im Geldbörsel als vor einem Jahr. Wirkt sich das auf die Urlaubsausgaben aus?

Bachlechner: Urlaub ist kein Luxus, das gehört zum Leben dazu. Beim Urlaubsbudget wird als Letztes gespart.

STANDARD: Die Preissensibilität nimmt aber zu?

Bachlechner: Für manche Familien ist es sicher schwieriger geworden, eine Flugreise zu machen. Da sind wir gefordert, günstige Sachen anzubieten. Das tun wir auch.

STANDARD: Wie beeinflusst die Diskussion über den Klimawandel das Reiseverhalten?

Bachlechner: Ein direkter Einfluss ist nicht zu erkennen. Die Flugindustrie macht einiges, um den CO2-Ausstoß zu verringern. Motoren werden besser, der Spritverbrauch sinkt; auch die Fluggesellschaften sind permanent am Optimieren. Auf unser Geschäft schlägt das nicht durch.

STANDARD: Kein Anpassungsbedarf?

Bachlechner: Bisher nicht. Langsam sickert durch, dass der Flug wieder einen höheren Wert haben sollte. Aber es gibt wohl kaum jemanden, der sagt: Ich fliege nicht, weil zu viel CO2 ausgestoßen wird.

STANDARD: Muss man sich darauf einstellen, dass Reisen im kommenden Winter neuerlich teurer wird?

Bachlechner: Ja, im Durchschnitt ist mit Preiserhöhungen um drei bis vier Prozent zu rechnen. Auf Langstrecken in den Dollarraum kann man versuchen, den Kostendruck abzufangen, auf anderen Destinationen nicht. Beispiel Malediven: Der Flug dorthin ist teuer, die Verrechnung mit den Hotels erfolgt auf Euro-Basis. Da wird es Preiserhöhungen geben. In der Karibik profitiert man noch vom schwachen Dollar, aber auch dort ist man dabei, zunehmend auf Euro umzustellen. Damit fällt auch der Wechselkursvorteil weg.

STANDARD: Österreich ist vergleichsweise gut besetzt mit Reisebüros. Wird die Konsolidierung nun vorangetrieben?

Bachlechner: Auf dem Veranstaltersektor ist das sicher so. Das Geschäft wird risikoreicher. Bei den Reisebüros gibt es in Wirklichkeit schon eine Konsolidierung.

STANDARD: Welche Daseinsberechtigung hat das stationäre Reisebüro in Zeiten von Internet & Co?

Bachlechner: Die Leute informieren sich zunehmend im World Wide Web. Dennoch glaube ich, dass die Spezialisten im Reisebüro nicht ersetzt werden können. Wo sonst bekommt man in kürzester Zeit einen Überblick über die günstigsten Tarife, passende Hotels und Verfügbarkeiten? Noch mehr als bisher sind gut ausgebildete Mitarbeiter gefragt.Wir geben bis zu einer Million Euro pro Jahr für Schulungen aus.

STANDARD: Die Reisesaison ist an ihrem Höhepunkt angelangt. War es für die Branche ein guter, mittelmäßiger oder schwacher Sommer?

Bachlechner: Mittelprächtig, würde ich sagen. Der Juni war geprägt durch die EURO. In den Austragungsorten waren viele Menschen mit Arbeit eingedeckt, es gab teils Urlaubssperren. Das Minus von 1,2 Prozent, das wir im Juni hatten, ist angesichts der Begleitumstände durchaus zufriedenstellend. Für den August sind die Vorausbuchungen sehr gut. Der Juli hingegen war enttäuschend, da liegen wir unter dem Vorjahr.

STANDARD: Kann der August das Minus kompensieren?

Bachlechner: Das wissen wir noch nicht genau. Die letzten zwei, drei Wochen im August sind meist sehr stark. Bei uns sind auch der Herbst und die Zeit um Weihnachten traditionell gut, da kann sich noch einiges tun.

STANDARD: Welche Trends zeichnen sich ab?

Bachlechner: Der Boom bei Ägypten-Reisen setzt sich fort. Die sind bei uns mit plus 20 Prozent der Renner des Jahres. Der Winter geht schon länger gut. Neu und interessant ist, dass viele Familien jetzt auch im Sommer nach Ägypten ausweichen.

STANDARD: Woran liegt das?

Bachlechner: Am guten Preis-Leistungs-Verhältnis, aber auch an den vielen speziell auf Familienbedürfnisse zugeschnittenen Hotels in der Vier- und Fünf-Sterne-Kategorie.

STANDARD: Der ägyptische Sommer schreckt nicht ab?

Bachlechner: Die Hitze ist trocken, die 40 Grad spürt man nicht so. Das wissen die Leute, die schon einmal dort waren.

STANDARD: Weitere Trends?

Bachlechner: Die USA laufen mit plus 16 Prozent sehr gut, da schlägt der schwache Dollar durch. Dann kommt mit zwölf Prozent Zuwachs bereits Österreich.

STANDARD: Ein Comeback des Österreich-Urlaubs?

Bachlechner: In gewisser Weise ja. Wir haben den Vorteil, Eurotours unter dem Konzerndach zu haben, die viel Österreich-Urlaube anbieten, jeweils unter einem bestimmten Motto.

STANDARD: Überraschungen in der Gegenrichtung?

Bachlechner: Italien und Griechenland sind schwieriger geworden, da verzeichnen wir Rückgänge von acht bzw. neun Prozent. Griechenland ist bei uns aber noch immer das meistgebuchte Land.

STANDARD: Sie kooperieren stark mit der AUA. Wie sehen Sie die Diskussion um die Privatisierung und Suche nach einem strategischen Partner?

Bachlechner: Wichtig ist, dass der Standort Wien nicht geschwächt, dass das Flugangebot nicht verringert wird. Wer auch immer neuer Miteigentümer wird, die AUA wird sich durchsetzen. Im Ausland schätzt man die Freundlichkeit, den guten Service und nicht zuletzt das gute Essen an Bord. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.8.2008)