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Wo die gerade noch boomende Branche wieder einmal mit der Weltkonjunktur ins Stottern gerät, erinnert man sich doch gerne an goldene Zeiten des Business, an seine Anfänge und Skurrilitäten.

Wie sich etwa der Maggi- "Kub" wiederfand bei Pablo Picasso oder bei Piet Mondrian. Dass "Dada" vor knapp einem Jahrhundert in Zürich ein "haarstärkendes Kopfwasser" von Bergmann & Co war. Oder welches Dromedar Modell stand für das Tier auf den Camel-Packungen ("Ol Joe" war ein Tier aus dem Zirkus Barnum & Bailey). Unmengen historischer Sujets haben die beiden Autoren zusammengestellt, etwa die ersten, die für Coca-Cola warben. Unmengen Werbe-Anekdoten.

Stéphane Pincas und Marc Loiseau setzen den Beginn von Werbung "womöglich" 1630 an, als der Franzose Théophraste Renaudot erste Inserate in der Gazette de France geschaltet habe. Spätestens aber mit William Taylor, der in England 1786 als "Agent to the Country's Printers, Booksellers, etc." auftritt. 1842 sei der Begriff der Werbeagentur erstmals dokumentiert, als Volney B. Palmer als "advertising agent" Unternehmer wurde.

"Zufällig zählt diese Agentur zu den Vorläufern der Publicis Groupe", steht in der Einleitung. Absolut nicht zufällig steht vor dieser Einleitung ein Vorwort von Maurice Lévy, dem Chef dieser Publicis Groupe, weltweit die viertgrößte Agenturholding, zu der etwa auch Saatchi & Saatchi gehört. Warum Lévy? Wegen Palmers Agenturgründung aus 1842?

Ein Blick ins Impressum zeigt: Der Band über Werbung ist selbst Werbung. Er erschien 2006 zunächst, um den 100. Geburtstag eines Publicis-Gründers zu feiern. Jeder Mitarbeiter der Agenturgruppe erhielt ihn als Geschenk. Die Autoren arbeiten seit Jahrzehnten für diese französische Werberei. Immerhin schildert der nun für die Allgemeinheit erschienene Band diesen Blickwinkel aus, jedenfalls auf den zweiten Blick. Er verspricht ja auch nur eine Geschichte der Werbung. Harald Fidler, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 04.08.2008)