Eine Studie gibt eine überraschende Antwort.

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Wien - Immer wieder werden die Finanzmärkte von einer Welle erfasst - von einer Welle "irrationalen Übermuts", wie sie der ehemalige US-Notenbank-Chef Alan Greenspan angesichts der IT-Blase im Jahr 1999/2000 bezeichnete. Wenn die Fundamentalwerte aus den Augen der Anleger geraten und Aktienkurse nur noch den Weg nach oben kennen, dann bildet sich eine Blase, die zweifelsohne zu einem Crash führen wird.

Doch wie sollen sich Anleger verhalten, wenn sie eine Blase identifiziert haben? Dieser Frage gingen die Finanzmarktforscher Nadja Guenster, Erik Kole und Ben Jacobsen in ihrer Studie "Riding Bubbles" nach.

Aus Sicht der Studienautoren sprechen zwei Entwicklungen für eine Blase:

  • die Börsenwerte wachsen schneller als die Fundamentaldaten und
  • die Werte steigen plötzlich auch sehr viel schneller an.

Für Investoren ist es dennoch schwierig, so eine Blase zu identifizieren - und dann auch noch richtig zu agieren.

Aufspringen oder ignorieren

Rationale Investoren werden die Blase zum Platzen bringen und die aufgeblasenen Vermögenswerte wieder auf ihre Fundamentalwerten ziehen, heißt es oft. Doch die Realität sieht meist anders aus. Professionelle Investoren springen gerne auf Blasen auf, andere ignorieren die Branchen, in denen irrationaler Übermut herrscht, fassen die Studienautoren zusammen.

In der Studie heißt es, dass für einen risikoscheuen Investor, der nicht nur die hohen Erträge, sondern auch das Risiko in seine Rechnung mit einbezieht, es sogar sinnvoll sei, in die Blase zu investieren. "Unser Ergebnis beschränkt sich nicht auf spezielle Fälle oder auf besonders informierte Investoren", so die Studienautoren.

Ganz im Gegenteil: Bei den verschiedenen gängigen Finanzmarktmodellen kommen sie auf zusätzliche Erträge von bis zu 0,64 Prozent pro Monat. Aufs Jahr gerechnet (wenn die Blase so lange anhält) könnten Anleger sogar 7,96 Prozent Outperformance erzielen.

Doch für Anleger sind die Ergebnisse dennoch mit Vorsicht zu genießen. Alle, die in den IT-Boom investiert haben und zu spät aus den Märkten ausgestiegen sind, werden die Outperformance, die in der Studie errechnet wird, infrage stellen. Denn wenn die Blase einmal platzt, sind die Verluste für die Anleger zumeist sehr massiv.

Deshalb wird es für viele sinnvoller sein, am Rand zu stehen und zuzusehen, wie eine weitere Welle an Übermut die Aktienmärkte erfasst. (red, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.8.2008)