Geburtstag ist Zahltag: Zumindest wenn der Nachwuchs das Licht der Welt im eigenen Wohnzimmer erblickt und die notwendige Hebamme keinen entsprechenden Kassenvertrag hat.

Standard/Heribert Corn

Dornbirn -Nach der dritten Hausgeburt hatte Juliane Alton aus Dornbirn "endlich die Energie", die Vorarlberger Gebietskrankenkasse auf Rückerstattung der Gesamtkosten zu klagen. Der Hintergrund: Die Kassen tragen nur die Kosten für Vertragshebammen zu 100 Prozent. Wer seine Hebamme frei wählt, und dazu ist man beim Mangel an Vertragshebammen in Österreich gezwungen, bekommt nur einen Teil der Kosten ersetzt. Juliane Alton empfindet das als "Ungleichbehandlung". Hausgeburten seien wesentlich kostengünstiger für die Sozialversicherungsträger als Spitalsgeburten.

Hebammen-Mangel

Die Klage wurde vom Arbeits- und Sozialgericht Feldkirch abgewiesen. Ob die junge Mutter in die nächste Instanz geht, wird davon abhängen, ob sie rechtliche und finanzielle Unterstützung bekommt.

Das Hebammen-Gremium, der Berufsverband der Hebammen, hat über eine Unterstützung noch nicht entschieden. Für Präsidentin Renate Großbichler zeigt Altons Klage auf, wie "katastrophal die Bezahlung frei praktizierender Hebammen ist". Die Kosten für Karolins Geburt, Vor- und Nachbetreuung betrugen rund 1200 Euro, wurden von der Kasse nur zur Hälfte getragen, da lediglich der Tarif für eine Vertragshebamme, rund 600 Euro, bezahlt wurde. Wie viele der 1737 frei praktizierenden Hebammen einen Vertrag haben, kann man im Hauptverband der Sozialversicherungsträger nicht genau sagen. Rund 200 werden es sein, heißt es dort. In Vorarlberg sind es genau fünf. Und von diesen fünf Frauen bieten nur zwei, beide in entlegenen Talschaften, Hausgeburten an.

Der Tarif für eine Hausgeburt beträgt 390 Euro plus Materialien. Pro Hausbesuch kann die Hebamme 35 Euro verrechnen. Dazu kommen Wochenendzuschläge und Kilometergeld. Besteht ein Kassenvertrag, bezahlt man nichts. Von rund 70.000 Geburten jährlich sind 3000 Hausgeburten.

Der überwiegende Teil der Kinder wird in Spitälern geboren. Dort können die Krankenhausbetreiber gemäß dem geltenden System "Leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierung" Punkte verrechnen. Eine komplikationslose Geburt wird mit 2136 Punkten bewertet. Der Gegenwert in Euro differiert je nach Bundesland und Krankenhaus. So kostet eine Spitalsgeburt die Versicherung im Burgenland rund 1794, in Wien 3500 Euro, in den anderen Bundesländern zwischen 2000 und 2700 (Vorarlberg).(Jutta Berger/DER STANDARD, Printausgabe, 4.8.2008)