Seibersdorf/Wien - In einem der Labors der UNO-Atomenergieorganisation sei "eine der dort lagernden Proben geplatzt, was zur Freisetzung von Plutonium innerhalb des Labors geführt hat", teilte das Umweltministerium am Sonntag unter Berufung auf eine erste Information der IAEO weiter mit. Dies habe einen automatischen Alarm ausgelöst, da die Abluft aus den Labors kontinuierlich überwacht und gefiltert werde. Schon winzige Mengen des Metalls Plutonium können bei direktem Kontakt mit dem Körper Krebs auslösen.

Zum Zeitpunkt des Ereignisses sei niemand im Labor gewesen und die Radioaktivität in der Luft dürfte zur Gänze in den Abluftfiltern zurückgehalten worden sein, hieß es in der Mitteilung weiter. Das Ministerium sei am Sonntag um 16 Uhr über den Vorfall informiert worden, der sich in der Nacht davor ereignet habe. Der betroffene Bereich sei nach IAEO-Angaben versiegelt worden und es würden weitere Maßnahmen und Untersuchungen folgen.

Das IAEO-Labor war unter anderem an der Aufdeckung des geheimen iranischen Atomprogramms beteiligt. Während des Irak-Konflikts lieferten die dortigen Experten Belege dafür, dass der Irak entgegen den Behauptungen der USA sein Nuklearprogramm nicht wieder aufgenommen hatte. Kürzlich entnahmen die IAEO-Experten auch Proben bei einem mutmaßlichen syrischen Atomreaktor, der zuvor von der israelischen Luftwaffe zerstört worden war. Syrien wird verdächtigt, mit Unterstützung Nordkoreas ein geheimes Atomwaffenprogramm betrieben zu haben.

Die aus den 1970er Jahren stammende Anlage gilt als veraltet und entspricht nach Angaben von IAEO-Generaldirektor Mohamed ElBaradei nicht den Sicherheitsstandards der Vereinten Nationen. ElBaradei forderte im vergangenen November die IAEO-Mitgliedsstaaten auf, 27,2 Millionen Euro für eine Aufrüstung des Labors lockerzumachen. In einem Bericht sprach ElBaradei damals von einem "immer höheren Risiko", dass veraltete Schlüsselkomponenten des Labors ausfallen könnten. Dazu gehört auch das Ventilationssystem zur Eindämmung radioaktiver Substanzen. Zudem besteht die Sorge, dass sich Terroristen Zugang zur Anlage verschaffen könnten. (APA)