Shanghai/Moskau - Der weltgrößte Stahlkonzern ArcelorMittal hat bei seinen Expansionsplänen im Wachstumsmarkt China erneut einen Rückschlag hinnehmen müssen. Die zuständigen chinesischen Behörden stimmten der geplanten Mehrheitsübernahme der Stahlfirma China Oriental nicht zu, verlautete am Montag aus Kreisen beider Unternehmen. Ein Sprecher von China Oriental sagte lediglich, die geplante Aufstockung von knapp 30 auf über 73 Prozent der Anteile an dem chinesischen Stahlkocher liege auf Eis. ArcelorMittal-Chef Lakshmi Mittal will sich aber auch mit einem Anteil von 30 Prozent begnügen: Auch diese Beteiligung sei "nützlich für uns", sagte er der "Financial Times" (FT).

ArcelorMittal und China Oriental hatten sich im Dezember geeinigt, dass der Luxemburger Konzern seine Anteile an dem chinesischen Stahlproduzenten für rund eine Milliarde Dollar (642 Mio. Euro) auf über 73 Prozent aufstockt. Die zuständigen Behörden ließen die Sechs-Monats-Frist für eine Genehmigung jedoch verstreichen. Mittal sagte der "Financial Times", Peking könne sich immer noch nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass ein ausländischer Konzern einen führenden chinesischen Branchenvertreter kontrolliere. ArcelorMittal werde aber weiterhin "einen Dialog" mit den chinesischen Behörden über Investitionen in China führen, sagte ein Unternehmenssprecher.

Wichtiger Markt

China ist weltweit der größte Produzent und der größte Abnehmer von Stahl und daher ein wichtiger Markt für ArcelorMittal. Bereits im Dezember hatte das Unternehmen mit Sitz in Luxemburg dort einen Rückschlag hinnehmen müssen: Der Stahlproduzent Laiwu beendete die Zusammenarbeit, weil die Behörden auch nach zwei Jahren Prüfung eine Übernahme von 38 Prozent der Anteile an Laiwu nicht genehmigt hatten. Einen Anteil von 29 Prozent besitzt ArcelorMittal hingegen am Stahlröhrenproduzenten Hunan Valin.

Auch in Indonesien stößt ArcelorMittal auf Schwierigkeiten: Der staatliche Konzern Krakatau Steel erteilte Plänen für ein Gemeinschaftsunternehmen zum Bau eines neues Stahlwerks eine Absage. "Wir sind nicht interessiert", sagte Krakatau-Chef Fazwar Bujang der "Financial Times". ArcelorMittal könne das Werk auch alleine bauen, das würde aber zwei bis fünf Jahre dauern, sagte Bujang weiter. Eine Beteiligung von ArcelorMittal an Krakatau lehnte er ebenfalls ab - die Regierung wolle stattdessen 20 Prozent der Anteile an die Börse bringen.

In Mexiko dagegen wird ArcelorMittal für umgerechnet 385 Mio. Euro ein neues Stahlwerk errichten, wie das Unternehmen mitteilte. Derzeit würden verschiedene Standorte geprüft. Das Werk soll vor allem die Autoindustrie in Mexiko beliefern. In Monessen im US-Bundesstaat Pennsylvania kaufte ArcelorMittal für rund 100 Mio. Euro eine Kokerei. Das Werk stellte im vergangenen Jahr 320.000 Tonnen Koks her, die ArcelorMittal komplett aufkaufte.

Wachsen will auch der russische Stahlkonzern Evraz: Das Unternehmen plane die Übernahme der ukrainischen Holding ISD und wolle damit zum fünftgrößten Stahlkonzern der Welt aufsteigen, berichtete die russische Zeitung "Kommersant" am Montag. Ein ISD-Vertreter sagte AFP, über die Übernahme werde seit zwei Jahren verhandelt; zur Zeit gebe es aber kein "wirkliches Bündnis". Unter der ISD sind rund 40 hauptsächlich ukrainische Firmen der Stahl- und Schwerindustrie zusammengefasst. (APA)