Kritik an kommerziellen Bergtouren hat es am Dienstag von Alpenverein Generalsekretär Robert Renzler gegeben. "Es gibt genug Berichte, dass viele Bergsteiger, die den Mount Everest bezwingen wollen, dort im Basislager zum ersten Mal in ihrem Leben Steigeisen anziehen", sagte er. Als Reaktion auf diese Entwicklung hat der Alpenverein bereits vor 15 Jahren seine Förderungen für Expeditionen auf Achttausender eingestellt. Seit zwei Jahren ist man für Hubschrauberbergungen nur mehr bis 6.000 Höhenmeter versichert.

Aus Sicht des österreichischen Alpenvereins (ÖAV) sind Expeditionen aus dem Reisekatalog eine extrem bedenkliche Entwicklung, sagte Renzler. "Anomalien im Ablauf führen bereits zu Katastrophen. Am Trendberg Mount Everest steigen die Leute zum Teil über Leichen. Heute gibt es Fixseile dort, wo früher ein guter Alpinist ganz ohne rauf gekommen wäre", so der Generalsekretär.

Der Alpenverein hat früher selbst Expeditionen ausgerichtet. Dazu zählte beispielsweise auch die Erstbesteigung des Nanga Parbat (8.125 Meter) im Jahr 1953 durch den österreichischen Alpinisten Hermann Buhl. "Vor 15 Jahren haben wir Förderungen für Achttausender-Touren eingestellt", sagte Renzler.

Unkalkulierbares Gelände

Eine kommerzielle Tour auf den K2, den zweithöchsten und gleichzeitig schwierigsten Berg der Welt, sei extrem bedenklich, "weil diese Berge immer ein unkalkulierbares Gelände bleiben". "Eislawinen treten dort immer auf, das kann man nicht beeinflussen, auch nicht wenn man möglichst zeitig in der Früh losmarschiert", sagte der Alpinist. Zwischen 8.300 und 8.400 Meter Höhe befindet sich am K2 eine große "Eiswulst", die von Zeit zu Zeit abbricht und über die Route stürzt. "Das kann zu jeder Tages- und Nachtzeit passieren." "Ich kenne die Qualität der Leute nicht, aber es sind oft Bergsteiger dort, die bei uns ohne Führer nicht einmal auf das Matterhorn raufkommen", sagte er.

Das große Problem sei, dass man sich für viel Geld (eine Everest Tour kostet ungefähr 70.000 bis 90.000 Dollar) einen Gipfelsieg kaufen kann. "Früher hat man bevor man am Everest gefahren ist, die Eiger-Nordwand und unsere großen Gipfel in Europa gemacht. Auch bürokratisch war es in Pakistan oder Nepal nicht so einfach. Heute sind diese Länder komplett durchorganisiert und der Zugang ist völlig unbürokratisch", kritisiert Renzler. Wo vor Jahren für eine bestimmte Zeit immer nur eine Expedition am Berg sein durfte, sind jetzt bis zu 13 gleichzeitig zugelassen. Dadurch entstehe Druck und Stress am Berg, der das Risiko potenziere.

Bergungskosten über 6.000 Meter nicht übernommen

Als Reaktion auf die bedenkliche Entwicklung hin zum kommerziellen Bergabenteuer hat man beim österreichischen Alpenverein (ÖAV) die Übernahme von Bergekosten über 6.000 Meter Höhe aus der Versicherung herausgenommen. "Generell ist man als Alpenvereinsmitglied weltweit am Berg für Rückholung und Hubschrauberbergung versichert. Seit zwei Jahren aber nur mehr bis zu einer Höhe von 6.000 Metern", sagte ÖAV-Generalsekretär Robert Renzler.

Damit wolle man ein Zeichen setzen. "Leute, die die Fähigkeit, Fitness und Bergerfahrung nicht haben, sollten da nicht hinfahren", sagte Renzler. Bei ganz hohen Bergen wie dem K2 könne auch dem besten Bergsteiger etwas passieren. "Das war ja immer schon so. Ganz hohe Berge müssen aber den Besten vorbehalten bleiben", lautete der Appell des Alpinisten.

"Früher wusste man, wenn mir dort oben (über 6.000 Meter, Anm.) etwas passiert, bin ich auf mich alleine bzw. auf meine Kameraden gestellt. Heute glauben die Leute, sie werden eh herausgeflogen, wenn sie in Not geraten. Das ist extrem bedenklich und nicht realistisch", sagte der ÖAV-Generalsekretär. Eine Bergung in diesen Höhen sei den Piloten gegenüber nicht verantwortbar. "Die Leute müssen wissen, wenn sie ein Abenteuer eingehen, nehmen sie auch ein Risiko in Kauf." (APA)