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Rockerin Li Qing hat ein eigenes Label.

Peking/Wien - Li Qings Blick vermittelt völlige Konzentration. Sie spielt energisch, umgeben von einer Rauchwolke und dem stark verzerrten Klang einer Gitarre. Vor ihr herrscht Chaos. Chinesische und westliche Jugendliche springen wie wild durcheinander. Erst als Jubel zu hören ist, lockern sich auch Li Qings Gesichtszüge. Sie erhebt sich von ihrem Schlagzeug und lächelt zufrieden.

Ein halbe Stunde nach dem Auftritt sitzt sie auf den Stufen vor der Eingangstür des Lokals im Nordwesten Pekings. Rockmusik sei in China noch immer auf ein relativ kleines Publikum beschränkt, sagt sie. Die in den 1990er-Jahren geborenen Jugendlichen würden es aber schon leichter haben, zu Konzerten zu gehen. Seit Sommer 2007 versucht Li Qing mit einem eigenen Plattenlabel auch befreundete Bands zu unterstützen.

Die 25-Jährige wurde als Schlagzeugerin der Gruppe Carsick Cars und Gitarristin von Snapline in wenigen Jahren zu einer fixen Größe in der subkulturellen Rockmusikszene Pekings. Im September 2007 wurden Carsick Cars von der Zeitschrift That's Beijing zu einer der zehn besten Bands in China gekürt. Zur selben Zeit tourte die Band gerade mit Sonic Youth durch Europa mit Auftritten in London und beim steirischen herbst in Graz.

Ihr Vater versuchte ihr als Kind das Spielen des klassischen chinesischen Saiteninstruments Erhu beizubringen, doch Li Qing begann Gitarre zu spielen. Damals habe man sie belächelt. Heute findet sie es sehr erfreulich, dass immer mehr junge Mädchen beginnen, sich in chinesischen Rockbands zu engagieren. (Daniel Fuchs/DER STANDARD, Printausgabe, 6.8.2008)