Strengere Auflagen und steigende Rohstoffkosten verteuern das Spielzeug. Auch österreichische Spielehersteller lassen in Asien produzieren. Sie gewinnen immer mehr Erwachsene als Kunden und wachsen im Export.

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Wien - Dieter Stadlbauer lässt sich von der Krise in der US-Autoindustrie nicht abschrecken. Er hat mit Modellen von Porsche über Ferrari bis General Motors und VW den Einstieg in die USA geschafft und will dort auch künftig stark expandieren. Seine Sportwagen sind gerade einmal so groß wie eine Handfläche. Und ihre Reviere sind die Rennbahnen im Wohnzimmer.

Stadlbauer ist Chef des gleichnamigen Spielwaren-Herstellers mit Sitz in Salzburg. Sein Familienbetrieb führt mit der Rennspiel-Marke Carrera den Weltmarkt an. Sie sorgt für mehr als 40 Mio. Euro und damit ein Drittel des jährlichen Gesamtumsatzes. "Wir arbeiten Hand in Hand mit der Autoindustrie, unsere Zielgruppe ist eine ähnliche", sagt Stadlbauer dem STANDARD.

Die Absatzprobleme der großen Kollegen treffen ihn nicht; wer sich die Original-Modelle nicht leisten könne, gebe sich mitunter auch mit ihren kleineren Kopien zufrieden. Auch der teure Sprit werde damit hinfällig. Sein Geschäft wachse vor allem international, gute Aufträge gebe es derzeit aus Russland, Südafrika und Südamerika. Erwachsene gewinnen dabei als Kunden an Bedeutung. Die Salzburger investieren nun zehn Mio. Euro in Puch in eine neue Entwicklungszentrale für 150 Mitarbeiter. Damit soll der Anteil an Eigenprodukten steigen.

Produzieren lässt Stadlbauer jedoch ausschließlich in China. Fabriken mit einigen 1000 Mitarbeitern fertigen für ihn pro Jahr eine Mio. Rennbahn-Sets. Vor den eklatanten Qualitätsproblemen, die viele Spielwarenriesen erschütterten, sieht er sich gefeit. Dafür garantierten eigene Ingenieure vor Ort, ist er überzeugt. Die EU nimmt Spielwaren aus China seit den zahlreichen Rückrufaktionen wegen möglicher Gesundheitsgefährdung jedoch genauer unter die Lupe. Seither gebe es eine "überbordende Zahl kurzfristiger Verordnungen" , seufzt der Unternehmer. Das erhöhe den Aufwand und verteuere die Fertigung.

Know-how für die Sandkiste

"Kunden wollen Qualität, dafür jedoch nichts bezahlen", meint Elisabeth Schuster. Sie stellt in ihrem Familienbetrieb Gowi mit 60 Mitarbeitern Spielzeug aus Kunststoff für die Sandkiste und Kinderküche her. 85 Prozent davon werden in Graz erzeugt, der Rest kommt aus der Slowakei und China. Ohne den Schritt nach Asien gebe es ihr Unternehmen wohl nicht mehr, sagt Schuster. Gewinn zu erzielen werde immer schwieriger. Und jetzt hebe auch China die Preise an.

Ihre dortigen Partner verlangen für Spielzeug ab 2009 um bis zu 30 Prozent mehr. Ein Grund dafür seien die strengeren Sicherheitsauflagen, meint Schuster. "Das bezahlen wir - und letztlich die Konsumenten." Auch das teure Öl mache ihrer Branche zu schaffen: Spritzguss habe sich heuer um 40 Prozent verteuert. Der flaue Konsum veranlasse Händler zudem dazu, immer kurzfristiger zu bestellen. Keiner kaufe mehr auf Lager.

Gowi setzt rund sechs Mio. Euro um. 93 Prozent der Grazer Spielwaren gehen in den Export. Vor kurzem gelang Schuster der Schritt nach Russland. "Der Markt ist hart, "aber wir kämpfen weiter." (Verena Kainrath, DER STANDARD, Printausgabe, 6.8.2008)