Es ist ein symbolträchtiger Zufall: Vor einem Lokal, in dem sie ausländische Journalisten mit Peking-Ente bewirteten, wurden die chinesischen Behörden am Montag von Demonstranten ausgetrickst. Diese protestierten gegen unzureichende Entschädigungen für ihre Häuser, die Olympia weichen mussten.

So viel steht bereits fest: Die Peking-Ente erhält mit diesen Olympischen Spielen neben der kulinarischen eine mediale Bedeutung - im Sinn von Zeitungsente. Dass Peking die besten und schönsten Spiele aller Zeiten liefern würde, diese Ankündigung der chinesischen Propaganda hat sich längst als Ente erwiesen. Die ersten Spielverderber waren die bösen Tibeter.

Jetzt geht es darum, sichere Spiele zu gewährleisten. Und diesmal kommen die Spielverderber, scheint es, gar nicht so ungelegen. Die mutmaßlich uigurisch-muslimischen Attentäter von Xinjiang liefern den Organisatoren einen neuen Vorwand für die umfassendsten Sicherheitsmaßnahmen, die es jemals bei Olympischen Spielen gab.

Das hat für das kommunistische Regime zwar den angenehmen Effekt, dass es Einschränkungen der Bewegungs- und Informationsfreiheit mit Terrorgefahr begründen kann. Zugleich aber regt sich bei der nach Enteignungen jetzt von massiven Behinderungen betroffenen Bevölkerung neuer Unmut. Wenn dann auch noch, wie sich abzeichnet, deutlich weniger ausländische Touristen kommen als erhofft, könnte eine weitere Wunsch-Vorstellung der Machthaber zur propagandistischen Peking-Ente mutieren: jene von der systemstärkenden Wirkung des Mega-Spektakels. (DER STANDARD, Printausgabe, 6.8.2008)