Kigali - Ruanda wirft Frankreich eine Beteiligung am Völkermord von 1994 vor. Eine unabhängige Untersuchungskommission kam in ihrem am Dienstag vorgelegten Bericht zu dem Schluss, dass Frankreich das Morden von Hutu-Milizen politisch, militärisch, diplomatisch und logistisch unterstützt habe. "Angesichts der Schwere der Vorwürfe fordert die ruandesische Regierung die zuständigen Stellen auf, alle notwendigen Schritte zu unternehmen, die beschuldigten politischen und militärischen Vertreter aus Frankreich wegen ihrer Taten vor Gericht zu stellen."

Als Verantwortliche werden in dem Bericht unter anderen der verstorbene Präsident Francois Mitterrand, die früheren Ministerpräsidenten Dominique de Villepin und Edouard Balladur sowie der 1994 als Außenminister amtierende Alain Juppe genannt. Insgesamt umfasst die Liste 33 Namen. Frankreich hat frühere Anschuldigungen aus Ruanda zurückgewiesen und erklärt, seine Truppen hätten Menschen während des Bürgerkriegs geschützt.

Die französische Regierung verbat sich am Mittwoch den Vorwurf, Frankreich habe sich in den 90er Jahren aktiv am Völkermord in dem ostafrikanischen Staat beteiligt. Die ruandesischen Anschuldigungen gegen führende französische Militärs und Politiker seien "nicht hinnehmbar", erklärte das Außenamt in Paris.

Ruandas Präsident Paul Kagame hatte 2006 die Beziehungen zu Frankreich abgebrochen, weil ein französisches Gericht Anklage gegen ihn wegen des Todes seines Vorgängers gefordert hatte. Der Tod des damaligen ruandesischen Präsidenten war Auslöser des Völkermords, bei dem etwa 800.000 Menschen getötet worden waren. (APA/Reuters)