Max Aichinger (ganz oben) hat sich den Stern im Salzburger "Magazin" geholt.

Fotos: Gerhard Wasserbauer

 Jetzt zeigt er auch in Wien, wie gut er kochen kann.

Fotos: Gerhard Wasserbauer

Seit vergangener Woche lässt sich der Blick auf einen der schönsten Plätze der Stadt auch vom gutgepolsterten Stuhl eines Luxusrestaurants aus genießen. Markus Artner, Spross der Höfleiner Winzerfamilie und Betreiber eines Restaurants in Wien-Wieden, hat aus einer Druckerei am Franziskanerplatz ein ambitioniertes Restaurant geschaffen, das sich ziemlich deutlich an Vorbildern aus internationalen Metropolen orientiert - was freilich auch die Ausweitung des Gastraumes in den Keller beinhaltet.

Betuchte Touristen, urbane Erfolgstypen

Neben betuchten Touristen scheinen urbane Erfolgstypen die Hauptzielgruppe zu sein. Dafür spricht das Interieur mit weißen Ledermöbeln ebenso wie die modische, in allen Farben changierende Beleuchtung, die Downtempo-Soundberieselung mit CDs aus in dieser Hinsicht stilbildenden Lokalen (Hôtel Costes, Café del Mar ...).

Und natürlich das dichtgestaffelte Angebot, das recht eindeutig auf jene zugeschnitten ist, die ihre Tagesfreizeit mit kaufkräftigem Promenieren und Gustieren bestreiten dürfen: vom Frühstück (ab zehn Uhr, dann dürfen es schon mal Kaviar und Foie gras sein) über schnelle, gutgebaute Brötchen an der Schank, eine Take-away-Vinothek mit Carnuntum-Konzentration über mehrgängiges Businesslunch und Abendessen (das, so der Name eines Menüs, durchaus "massive" ausfallen darf) bis hin zur Martini-Bar für die Afterhour. Volles Programm, und das an jedem Tag der Woche.

Aussichtsloses Gewölbe

Zwar muss die Hälfte der Gäste in den hohen, aber aussichtlosen Gewölben des Kellers Platz finden - doch man kann ja auch wegen des Essens kommen. In der Küche steht nämlich Max Aichinger, der in Barcelona zur Welt kam, halb Japaner, halb Salzburger ist und mit gerade 28 Jahren auch schon einen Michelin-Stern erkocht hat.

Dementsprechend spannend liest sich die Karte. Neben einem Teil, der sich hauptsächlich an Wien-Besucher wendet und einige bemerkenswerte Schnitzel- und Tafelspitzfantasien bietet, gibt es zwei Menüs, aus denen auch frei gewählt werden kann. Und zwar, bis hin zum Salat, durchwegs zeitgemäße, klug komponierte Gerichte, die wohltuend unaufgeregt angerichtet sind - aber mit extra großem und gutem Geschmackspiel aufwarten.

Etwa Steinpilze und Lardo, mit Sauce hollandaise gratiniert und roh mariniertem Rindsfilet kombiniert. Oder in Krustentiersud pochierter Heilbutt mit Flusskrebsen. Oder mit flüssigem Dotter gefüllte Ravioli mit marinierten Sommertrüffeln: alles leicht und eigenständig und ziemlich virtuos gekocht. Aber auch so kalkuliert, wie der tolle Standort es erlaubt. (Severin Corti/Der Standard/rondo/08/08/2008)