Eine herbstliche, die Weidenwurzeln unter der Erde vernichtende Brandrodung wäre durchaus ein Thema.

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Die Babenberger begannen, den Landstrich, in dem ich gerade stehe, ab dem 12. Jahrhundert mit Brandrodung bewohnbar zu machen. Wald wurde Wiese. Wildschwein wurde Kuh. Wegelagerer wurde Bauer. Na, Sie wissen schon.

Mein eigentliches Problem stellt allerdings nicht der Wald am gegenüberliegenden Flusssteilufer dar. Ein Fluss, den ich als Zugereister höchstens als breiteren Bach bezeichnen würde. Man will aber mit solchen Rechthabereien auch nicht unbedingt den alten Wegelagerer im Bauern nebenan herauskitzeln.

Kleines, feines Augebiet

Das Problem auf meiner flachen Schwemmlandseite ist ein dank des Vorbesitzers seit einigen Jahren wucherndes kleines, feines Augebiet. Dieses verstellt nicht nur das Panorama. Es dürfte auch Probleme beim nächsten Hochwasser machen, weil sich darin Traktoren und Kühlschränke nur allzu leicht verfangen - und ich es spätestens dann bereuen werde, dass ich noch immer kein förderndes Mitglied der hiesigen Freiwilligen Feuerwehr bin.

Also, die Kinder wollen im Bach pritscheln, die Freunde sich beim Fliegenfischen lächerlich machen. Mein bienenzüchtender Nachbar aus der Vorwoche hatte im letzten Monat gerade einige frustrierende Erlebnisse beim Schwammerljagen im Wald und besitzt zwei Motorsägen. Und ich bin stolzer Besitzer einer unter führenden Baummördern als Testsieger hervorgegangenen Astzange. Die schafft fünf Zentimeter dicke Weidenstämme. Wir basteln eine Wiese!

Nicht umzubringen

Drei Wochenenden später bin ich nicht nur um eine zukünftige Wiese und um etwa hundert Stiche, Bisse, Dings von Kriebelmücken und Bremsen reicher, die mir "Loser!" auf den Rücken brannten. Ich weiß jetzt auch, dass man mit Schilf und vor allem mit Silberweiden fremde, atmosphärearme Planeten behübschen könnte. Das Zeug ist nicht umzubringen und treibt sogar noch Jahre danach aus abgeschnittenen Stämmen aus.

Eine herbstliche, die Weidenwurzeln unter der Erde vernichtende Brandrodung wäre also durchaus ein Thema. Eine heikle - möglicherweise mit Grund, also wegen Funkenflugs - verbotene Technik, die mir übrigens ein Mann vom Fach unter der Hand steckte. Er ist Chef der Freiwilligen Feuerwehr und will als solcher ab und zu mit Blaulicht ausfahren.

Von einer zweiten Möglichkeit erfahre ich somit auch. Im Winter, wenn es gefriert, soll man tüchtig kochendes Wasser auf die Wurzelstrünke gießen: "Das zersprengt sie!" Kochendes Wasser macht man im Holzofen mit Feuer. Hoffentlich ist er gut abgedichtet. So ist jedem gedient. Ich halte inzwischen Wacht am Ufer. Mit meiner Zange. Ich nenne sie zärtlich Hulk. (Christian Schachinger/Der Standard/rondo/08/08/2008)