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Die Kinderkommission des deutschen Bundestages empfahl die Kombination von Nahrungsmitteln und Spielzeug zu verbieten, weil Kinder zwischen Spielzeug und Nahrungsmitteln nicht unterscheiden - Auch Cornflakes mit Spielzeug wären unter ein solches Verbot gefallen.

Foto: APA/ Nestor Bachmann

"Sonnenschein" kann es gar nicht fassen: "Da wird man noch seiner letzten kleinen Freude beraubt", lautet seine Klage auf www.eier lei.de, einer der Homepages, die dem Klassiker aus dem Hause Ferrero gewidmet sind. "Micha_82" hingegen ruft umgehend zum Kampf auf: "Ü-Ei muss bleiben - gegen den Kontrollwahn der Bundesregierung!"

Dabei kann diese nichts dafür. Denn es war gar nicht Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU), der das Überraschungsei als Sicherheitsrisiko einstufte, sondern der deutsche Bundestag - genauer gesagt, dessen "Kinderkommission". Nicht Armut, Atommüll oder zu hohe Staatsverschuldung sieht man dort als elementare Bedrohungen der Kindheit. Nein, die Kinderkommission spricht sich gegen jegliche Kombination aus Nahrungsmitteln und Spielzeug aus. "Das würde auch das Verbot von Überraschungseiern zur Folge haben - so traurig das ist. Kinder unterscheiden nicht zwischen Spielzeug und Nahrungsmitteln", erklärte Kommissionschefin Miriam Gruß (FDP), der auch Cornflakes mit Spielzeug ein Dorn im Auge sind. Belege für Unfälle mit Eiern wurden allerdings nicht vorgelegt.

Das sei auch gar nicht möglich, heißt es bei Ferrero. "Es gibt keinerlei Beweise dafür, dass durch die Kombination von Spielzeug und Lebensmitteln eine erhöhte Gefahr ausgeht. Bei der Kinderüberraschung wird das Spielzeug durch eine Kapsel von der Schokolade getrennt", sagt Konzernsprecherin Elise Glaab. Auch Torben Erbrath, Vizegeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie, sieht "keinen Nachweis von Gesundheitsgefahren".

Doch während sich deutsche Onlinemedien über das drohende Verbot lustig machten und Sammler schon mal die Wertsteigerung ihrer Ü-Ei-Figuren ausrechneten, wenn diese nicht mehr produziert werden sollten, kam die Kinderkommission dahinter, nicht unbedingt das Ei des Kolumbus gelegt zu haben. "Von einem Verbot war nie die Rede", ruderte FDP-Politikerin Gruß zurück. Vielmehr gehe es um einen "expliziten Hinweis auf die Gefahren bei Kleinspielzeugen", die in Kombination mit Lebensmitteln angeboten werden und für Kinder eine Erstickungsgefahr bergen könnten. Man wolle aber auch an die Industrie appellieren, ob diese Produkte wirklich nötig seien.

Diesbezüglich besteht bei Ferrero kein Zweifel. Das Ü-Ei wird seit 1974 produziert und gehört zu den Verkaufsschlagern des Frankfurter Konzerns; jährlich kommen etwa 20 Figuren und 150 Bausätze auf den Markt. Viele (erwachsene) Sammler versuchen schon im Laden herauszufinden, was im Ei steckt, indem sie es schütteln.

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass die 32-jährige Abgeordnete Gruß für Aufregung sorgt. 2006, kurz vor der WM, wollte sie den damaligen Fußball-Bundestrainer Jürgen Klinsmann vor den Sportausschuss des Bundestages zitieren. Dort hätte dieser erklären sollen, warum die deutsche Elf gegen Italien nur ein blamables 1:4 geschafft hatte. Klinsmann zog es vor, stattdessen mit seinen "Jungs" noch härter zu trainieren und den Deutschen ein "Sommermärchen" zu bescheren.(Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD - Printausgabe, 8. August 2008)