Bild nicht mehr verfügbar.

Roger Federer im Mittelpunkt.

Foto: APA

Peking - Superstars wie Roger Federer oder die US-Basketballer ziehen es in Peking vor, nicht im olympischen Dorf zu wohnen. Federer fühlte sich in China in seiner Entscheidung schnell bestätigt. Denn bei seinem Besuch im Athletendorf wurde der Tennis-Star förmlich belagert, seine internationale Pressekonferenz am Donnerstag führte zu beinahe tumultartigen Szenen.

Fahnenträger der Schweiz

Zwischen dem Einmarsch am (morgigen) Freitag als erneuter Fahnenträger der Schweiz exakt an seinem 27. Geburtstag und der bereits fixen Entthronung als Nummer eins am 18. August durch Rafael Nadal liegt für den besten Tennisspieler der vergangenen Jahre das wichtigste Turnier seit langem. Denn der als "unantastbar" geltende Federer hat zuletzt so viele wichtige Matches verloren, dass er am Tag nach dem Olympia-Finale seine langjährige Position als Nummer 1 im Welttennis verlieren wird.

"Die Rivalität mit 'Rafa' ist gut für das Tennis. Aber diese Woche konzentriere ich mich ganz auf den Kampf um Gold und nicht auf Weltranglistenpunkte. Denn Olympia-Gold ist fast wie ein Wimbledonsieg", erklärte der Langzeit-Regent des Welttennis drei Tage vor dem Beginn des Turniers, bei dem er die Operation Gold gegen den Russen Dimitri Tursunow startet.

Bei dieser Pressekonferenz im riesigen Hautpressezentrum war es zu fast tumultartigen Szenen gekommen. Federer musste von Helfern beschützt durch ein Spalier in den völlig überfüllten Saal geleitet werden. Tage davor war sein Kurzbesuch im Athletendorf ähnlich abgelaufen.

Gosch: "Eine echte Erscheinung"

Österreichs Beach-Volleyballer Florian Gosch war einer der Glücklichen, der Federer dabei noch in einem entspannten Moment angetroffen hatte. "Er war sehr freundlich und hat sich sogar mit uns fotografieren lassen", erzählte der Steirer. Gleich darauf sei es aber mit der Ruhe auch schon wieder vorbei gewesen. "Wahnsinn. Mindestens 200 Menschen haben ihn förmlich belagert. Er ist eben eine echte Erscheinung", betonte Gosch.

Während Nadal in Peking unbehelligt blieb, zieht Federer im Gegensatz zu den Spielen in Sydney und Athen diesmal die Anonymität eines Hotels vor. "Täglich mit dem Bus zu fahren und nicht die Kontrolle über den persönlichen Tagesablauf zu haben, ist keine ideale Vorbereitung auf den Kampf um Gold. Ich habe dort keine Ruhe", erklärte der Schweizer.

Olympia-Gold sei aber einer seiner ganz großen Träume. "95 Prozent der Klassespieler sind hier, es wird ein gutes Turnier." Zu der Hand voll üblicher Favoriten "gehöre ich sicher dazu!" Erstaunt zeigte sich Federer über die Hitze in Peking. "Aber ich habe in Asien immer gut gespielt. Und auch die schlechte Luft wird nicht darüber entscheiden, wer Medaillen gewinnt!"

Federer blickt freilich auf ein durchwachsenes Jahr ohne ganz große Siege zurück. "Aber ich war anfangs krank und noch ist nichts verloren, obwohl ich Matches verloren habe, die ich nicht hätte verlieren dürfen. Das schmerzt", gestand der Eidgenosse.

Mit Olympia und den US Open gebe es aber noch einige Möglichkeiten, "aus einer soliden Saison noch eine gute werden zu lassen. Ich spüre, ich habe einiges noch in mir", sagte Federer, dem der Druck von außen bewusst ist. "Die Leute erwarten viel von mir. Aber in Peking wollen alle dasselbe - nicht Geld, sondern Gold." Dennoch hat der Schweizer offenbar genügend Abstand. "Wenn es für mich hier wieder nicht klappt, dann hoffentlich 2012 in Wimbledon bei den Spielen in London." (APA)