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Motoryacht-Schraube: Laut Experten "mörderisch".

AP

Vodice/Wien - Der tragische Tod eines 16-jährigen Niederösterreichers vor der kroatischen Küste lässt nun den Ruf nach deutlich verschärften Kontrollen von Motorbootfahrern laut werden: Dass viele Bootsführer viel zu nah am Strand mit viel zu hohem Tempo unterwegs seien, erklärt Luis Gazzari, der Chefredakteur der Yacht-revue, sei gerade in Kroatien "seit langem ein bekanntes, großes Problem. Da muss rigoros eingeschritten und kontrolliert werden - und bei Verstößen der Führerschein sofort abgenommen werden."

Wie in der Freitagausgabe des Standard berichtet, waren der 16-Jährige und sein 13-jähriger Bruder am Mittwochnachmittag beim Schnorcheln in der Nähe der Küstenstadt Vodice von einer sechs Meter langen, etwa 250 PS starken Motoryacht überfahren worden. Während der 13-Jährige mit schwersten Verletzungen geborgen werden konnte, kam für seinen älteren Bruder jede Hilfe zu spät.

Der bosnische oder kroatische Skipper des Unfallbootes wurde festgenommen, sein in Deutschland gemeldetes Boot beschlagnahmt. Die Verschuldensfrage dürfte allerdings klar sein, betont Gazzari im Standard-Interview: "Es gibt klare Regeln, welches Wasserfahrzeug wann wo Vorrang hat. Daran, dass Menschen im Wasser in jedem Fall ausgewichen werden muss, gibt es keinen Zweifel."

Daher sei es irrelevant, ob die Buben weiter als 200 Meter vom Strand entfernt waren. Dass ausgerechnet diese Distanz in den Berichten genannt wurde, sagt der Bootsexperte, sei allerdings kein Zufall: "Motorboote dürfen dem Strand nicht näher als 200 Meter kommen, wenn sie schnell fahren. Aber auch dann gilt immer: Ich darf niemanden gefährden - und mit Schwimmern ist zu rechnen."

So wirklich glaubt Gazzari im Übrigen nicht, dass die Buben tatsächlich so weit draußen waren: "Das Wasser soll an der Unglücksstelle nur eineinhalb Meter tief gewesen sein. Und es kommt immer häufiger vor, dass Bootsführer nahe der Küste Gas geben. Um anzugeben oder aus purer Rücksichtslosigkeit."

Wenn Motorboote schnell werden, hebt sich der Bug aus dem Wasser. Dementsprechend schlechter wird die Sicht auf alles, was unmittelbar vor dem Boot liegt. Und "schnell", betont der Experte, sei durchaus relativ zu sehen: Ein Sechs-Meter-Boot "steige" ab sieben Knoten (etwa 12 km/h). "Aber bei 250 PS sind 20 Knoten (38 km/h; Anm.) locker drin. Das ist mörderisch."

Dass es immer wieder zu verheerenden Unfällen komme, sei da "nicht verwunderlich. Das ist so wie mit den Diskounfällen bei uns am Land: Das Einzige, was hilft, sind strenge Kontrollen - und rigorose Strafen." Doch obwohl das Unglück vom Mittwoch anderes vermuten lasse, sei in den vergangenen Saisonen das Bemühen der kroatischen Behörden "zu spüren. Sowohl bei der Führerscheinvergabe als auch bei er Kontrolle."

Die Eltern und die vier Geschwister der verunglückten Jugendlichen sind mittlerweile aus Kroatien abgereist. Der 13-Jährige war noch am Donnerstag ins Wiener AKH eingeliefert worden. Freitagmittag hieß es dort, der Jugendliche sei mittlerweile außer Lebensgefahr. (Thomas Rottenberg/DER STANDARD, Printausgabe, 9./10.8.2008)