Washington - Wissenschafter haben zum ersten Mal einen wichtigen Teil aus dem Erbgut der Neandertaler entschlüsselt und damit den Weg für einen besseren Vergleich zwischen den heutigen Menschen und ihren frühen Vorgängern geebnet. Die Befunde der im US-Fachmagazin "Cell" veröffentlichten Studie stützen sich auf die genetische Untersuchung an Knochen eines vor etwa 38.000 Jahren gestorbenen Neandertalers.

"Zum ersten Mal konnten wir praktisch fehlerfrei eine komplette Sequenz aus alter DNA entschlüsseln", erklärte Ko-Autor Richard Green vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Bei der Sequenz handelt es sich um die mitochondriale DNA, die nur von der Mutter weitergegeben wird.

Vermischung?

Die Auswertung des Genom-Teils habe keine Rückschlüsse auf eine "Vermischung" zwischen Neandertalern und dem modernen Menschen ergeben, auch wenn diese weiter nicht ausgeschlossen werden könne, heißt es in der Studie. Der Neandertaler ist der nächste Verwandte des Menschen; die Frage, ob sich die beiden Linien vermischt haben, ist bisher strittig. Die Befunde der Studie legen den Verdacht nahe, dass der letzte gemeinsame Vorfahre von Neandertaler und Mensch vor etwa 660.000 Jahren gelebt habe, plusminus 140.000 Jahre.

Der Wert der Studie liegt den Autoren zufolge vor allem darin, dass die Genom-Sequenz fehlerfrei entschlüsselt worden sei. Bei bisherigen Untersuchungen alter Neandertal-Knochen sei es schwierig gewesen herauszufinden, ob identifizierte genetische Abweichungen auf Mutationen oder aber nur auf Beschädigungen durch den Lauf der Zeit zurückzuführen seien. Die Wissenschafter hoffen nun auf die Entschlüsselung des gesamten Neandertaler-Erbguts. (APA)