Frankfurt (APA/dpa) - Der Pilotenstreik bei der Lufthansa-Tochter CityLine ist Freitagmittag wie geplant zu Ende gegangen. Als Folge des 36-stündigen Arbeitskampfes fielen nach Lufthansa-Angaben 500 Flüge aus, davon 140 am Freitag. "Im Laufe des Nachmittags wird sich der Flugbetrieb bei CityLine normalisieren", sagte ein Unternehmenssprecher. Der Tarifkonflikt zwischen den Piloten des Tochterunternehmens und der Lufthansa ist weiter festgefahren. Gewerkschaft und Arbeitgeber forderten am Freitag von der anderen Seite ein Signal.
Zu den Kosten äußerte sich die größte deutsche Fluggesellschaft nicht. Der Streik der Gewerkschaft Ver.di in der vergangenen Woche kostete nach Unternehmensschätzungen bereits eine Summe im unteren zweistelligen Millionenbereich. Der Ausstand dauerte allerdings fünf Tage und war für die die Lufthansa unter anderem mit einem Sonderflugplan viel komplizierter.
Lufthansa-Chef Mayrhuber forderte die Vereinigung Cockpit auf, mit dem Unternehmen wieder zu verhandeln. Derartige Aktionen gefährdeten die Wettbewerbsfähigkeit und damit Arbeitsplätze bei der Lufthansa, sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Er forderte die Streikenden auf, ihr Gehaltsniveau und ihre Arbeitsbedingungen mit denen der Konkurrenz zu vergleichen. "Sie verdienen bereits in der Größenordnung 20 bis 25 Prozent mehr als vergleichbare Piloten im Regionalverkehr."
Sägen am eigenen Ast
Angesichts der Lage der Luftfahrtbranche sägten die Piloten mit ihrem Streik an dem Ast, auf dem sie säßen, sagte der Vorstandsvorsitzende. Bei den Passagieren bat Mayrhuber um Entschuldigung. "Kundenzufriedenheit und Vertrauen sind Basis unseres Unternehmenserfolgs", sagte er.
Die Gewerkschaft werde der Lufthansa nun Zeit geben, den Streik zu bewerten, sagte Ilona Ritter, Leiterin Tarifpolitik bei der Pilotenvereinigung Cockpit (VC). "Das Signal, dass unsere Piloten geschlossen für ihre Forderungen eintreten, ist rübergekommen." Die Arbeitgeberseite müsse nun "zeitnah" ein neues Angebot vorlegen, auf eine genaue Frist wollte sich die Sprecherin nicht festlegen.
Die Pilotenvereinigung wirft der Lufthansa vor, bisher kein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt zu haben. Die CityLine-Geschäftsführung hatte zuletzt 5,5 Prozent mehr Geld bei 18 Monaten Laufzeit sowie eine Einmalzahlung von 5.000 bis 7.000 Euro angeboten. "Wir haben ein attraktives Angebot auf den Tisch gelegt, das Luft nach oben lässt und sind bereit, einen Schlichterspruch zu akzeptieren", sagte der Lufthansa-Sprecher.
Mit Blick auf die unterschiedlichen Tarifauseinandersetzungen bei der Lufthansa zeigte sich Mayrhuber besorgt über die wachsende Zahl konkurrierender Fachgewerkschaften. Hier bestehe für die Politik dringender Handlungsbedarf. Nötig seien Regeln, wie innerhalb der Tarifautonomie und Koalitionsfreiheit Konflikte konkurrierender Gewerkschaften gelöst werden könnten. Sonst würden sich künftig die Forderungen einzelner Berufsgruppen wie zuletzt bei der Bahn und jetzt bei der Lufthansa in vielen weiteren Unternehmen gegenseitig hochschaukeln, befürchtete Mayrhuber. (APA)