Helsinki/Tiflis/Wien - Der finnische Außenminister und amtierende OSZE-Vorsitzende Alexander Stubb hat am Freitag eindringlich vor einem offenen Krieg gewarnt. Außerdem rief er die Konfliktparteien in Südossetien auf, die Mission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in der abtrünnigen georgischen Region zu respektieren.

"Ich verurteile den Granatenbeschuss der OSZE-Mission in Zchinwali", sagte Stubb laut Aussendung. "Die OSZE-Mission in Georgien arbeitet intensiv mit allen Parteien, um die Spannungen zu entschärfen. Die Arbeit der Mission muss von allen Parteien in dem Konflikt respektiert werden." Der OSZE-Vorsitzende bekräftigte seine Bereitschaft, die Zahl der OSZE-Beobachter sobald zu erhöhen, "wie es die Lage erlaubt". Der Sondergesandte Heikki Talvitie, Ex-Vize-Außenminister Finnlands, werde sofort nach Georgien reisen.

Türkei ruft Georgien zu Zurückhaltung auf

Die Türkei hat wegen des eskalierenden georgisch-russischen Konflikts um Südossetien vor einer Destabilisierung der ganzen Kaukasus-Region gewarnt. Das türkische Außenministerium rief die Führung Georgiens am Freitag auf, Probleme auf friedlichem Wege zu lösen. Die Beteiligten müssten Militäreinsätze stoppen und einen Dialog beginnen

Die Europäische Union und die USA haben von den Konfliktparteien in der Kaukasusregion Südossetien eine sofortige Einstellung der Kämpfe gefordert. Die EU sei über die "dramatische Entwicklung" der Lage "sehr beunruhigt", sagte ein europäischer Diplomat am Freitag in Brüssel. "Alle Seiten sollten die Gewalt sofort beenden und Direktgespräche aufnehmen, um die Angelegenheit friedlich zu lösen", betonte auch Gordon Johndroe, der Sprecher von US-Präsident George W. Bush, bei einem Besuch in Peking am Rande der Olympia-Eröffnung.

Konsultationen mit der französischen EU-Ratspräsidentschaft und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) seien im Gange, hieß es vonseiten des EU-Diplomaten weiter. Die EU wiederhole den Appell des EU-Außenbeauftragten Javier Solana vom Vortag an die Adresse aller Parteien, die Gewalttätigkeiten umgehend zu beenden.

NATO-Generalsekretär: Ernstlich besorgt

NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer hat "ernstlich besorgt" auf die Gefechte in der von Georgien abtrünnigen Region Südossetien reagiert. Das Bündnis verfolge die Entwicklung der Lage genau, teilte De Hoop Scheffer am Freitag in Brüssel mit. Der Generalsekretär rief - wie zuvor schon die EU und die USA - alle Beteiligten auf, die bewaffneten Zusammenstöße zu beenden und direkte Gespräche aufzunehmen.

Georgische Truppen hatten nach tagelangen Kämpfen mit der von Russland unterstützten abtrünnigen Region Südossetien am Freitag eine Offensive begonnen und waren in der südossetischen Hauptstadt Zchinwali einmarschiert. Russische Kampfflugzeuge bombardierten daraufhin georgisches Gebiet; Georgiens Präsident Michail Saakaschwili ordnete eine allgemeine Mobilmachung an. Der UNO-Sicherheitsrat hielt auf Antrag Russlands eine Dringlichkeitssitzung ab, die jedoch ergebnislos verlief. (ReutersAPA/dpa/AP)