Stuttgart - Der Züblin-Großaktionär Lenz hat nach deutschen Medieninformationen eine vom österreichischen Hauptaktionär Strabag angestrebte Kapitalerhöhung um 150 Mio. Euro auf der Hauptversammlung am Dienstag blockiert. Lenz hält 43 Prozent der Aktien und liefert sich mit den Österreichern erbitterte Auseinandersetzungen, seit diese 2005 im Zuge der Insolvenz von Walter Bau 57 Prozent an Züblin übernahmen. Es geht vor allem um die Zusammenlegung mit der deutschen Strabag-Tochter sowie die zu hohe Bewertung von Firmenteilen, die Züblin von der deutschen Strabag-Tochter übernehmen musste.

Die "Stuttgarter Zeitung" und das "Handelsblatt" widmen dem Streit am Freitag einigen Platz. Sie beziehen sich auf gestrige Pressemitteilungen der Strabag in Deuschland. Auch die Familie Lenz meldet sich zu Wort.

Die österreichische Strabag SE, der 57 Prozent der Stuttgarter Ed. Züblin AG gehören, hält die Eigenkapitalquote des Stuttgarter Unternehmens für zu niedrig, "um international wettbewerbsfähig zu bleiben". Deshalb habe man auf der Hauptversammlung einen Antrag auf eine Kapitalerhöhung über 150 Millionen Euro gestellt, teilte das Unternehmen mit. Dieser Antrag ist jedoch vom Mitaktionär Lenz, der 43 Prozent hält, abgelehnt worden. Eine Kapitalerhöhung gegen den Willen der Stuttgarter ist nicht möglich, weil dafür 75 Prozent des Kapitals nötig sind.

Das "Handelsblatt" schreibt unter Berufung auf das Umfeld der Familie Lenz, dass man "im Gesellschaftsinteresse" grundsätzlich bereit sei, einer Kapitalerhöhung zuzustimmen - aber nur, "wenn der Vorstand und die Großaktionärin die notwendigen Voraussetzungen dafür schaffen". Verlangt wird unter anderem "die Darlegung der Notwendigkeit einer solchen Maßnahme". Insbesondere müssten konkrete Investitionsvorhaben benannt und entsprechende Renditeberechnungen vorgelegt werden, hieß es. Lenz verlange von Strabag zudem "akzeptable Vorschläge zur Sicherung der Mitwirkungsmöglichkeiten des zweiten Großaktionärs, mit denen zweifelhafte Transaktionen künftig unterbunden werden können". Strabag hatte 2006 gegen den Widerstand von Lenz die Hochbausparte der Kölner Strabag AG übernommen.

Laut Strabag-Pressemitteilung soll Lenz auf der Züblin-Hauptversammlung auch einen eigenen Antrag auf Kapitalerhöhung eingebracht, diesen aber wieder zurückgezogen haben. Diese Darstellung sei "gezielte Desinformation", verlautet laut "Handelsblatt" dagegen aus dem Umfeld der Familie Lenz. Man habe lediglich im Vorfeld der Hauptversammlung "einen denkbaren Gegenantrag in Aussicht gestellt" und rechtzeitig eine entsprechende Mitteilung an Strabag geschickt - ohne Reaktion. Statt mit dem Miteigentümer zu reden, treibe Strabag ein "übles Spiel" über die Medien. (APA)