Berlin - Mehr als 60 Jahre nach Kriegsende ist die Suche nach der von den Nationalsozialisten geraubten Kulturgüter nicht beendet. Noch immer werden tausende Werke vermisst, die von den Nazis zwischen 1933 und 1945 den Juden weggenommen wurden. Nutznießer des Raubzugs in ganz Europa waren nach dem Krieg neben Privatsammlern auch Museen und der Kunsthandel. Mit einer großen Ausstellung zeichnet das Jüdische Museum Berlin ab 19. September (bis 25. Jänner) die Geschichte und den späteren Konflikt um die gestohlene Kunst.

"Raub und Restitution. Kulturgut aus jüdischem Besitz von 1933 bis heute" - unter diesem Titel beleuchtet die von den Jüdischen Museen in Berlin und Frankfurt/Main vorbereitete Ausstellung den Weg einzelner Kunstobjekte, die während der NS-Zeit ihren jüdischen Besitzern gestohlen wurden. Gemälde und Bibliotheken, Porzellan, Silberarbeiten und Privatfotos wurden zum Teil planmäßig geraubt. NS-Organisationen wie der "Sonderauftrag Linz" oder der "Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg" waren mit der Vorbereitung der Plünderungen und der Verteilung des Raubguts befasst.

15 Fälle

Am Beispiel von 15 Fällen dokumentiert die Ausstellung die geografische Ausdehnung der Raubzüge, die Vielfalt des geraubten Materials sowie die juristischen Folgen. Dazu zählen der Weg der Breslauer Sammlung Ismar Littman. 1999 einigten sich die Erben Littmans mit der vom Verleger Henri Nannen gestifteten Kunsthalle Emden über einen Rückkauf. Es war einer der ersten Restitutionsfälle nach dem 1998 auch von der Bundesrepublik unterzeichneten "Washingtoner Grundsätzen". Das Abkommen regelt den "fairen und gerechten Ausgleich" mit den früheren jüdischen Eigentümer geraubter Kulturgüter.

Zu den geraubten Schätzen, deren Weg die Ausstellung verfolgt, zählen die Porzellan- und Büchersammlung der Dresdner Familie von Klemperer, die Judaica-Sammlung des Frankfurter Kaufmanns Sigmund Nauheim oder die rund 1400 umfassende Kollektion des Amsterdamer Sammlers Jacques Goudstikker.

Dokumentiert werden auch spektakuläre Fälle, wie die Beschlagnahmung zweier Gemälde von Egon Schiele in New York, die Rückgabe und Versteigerung der "Goldenen Adele" von Gustav Klimt und der Fall des Gemäldes "Berliner Straßenszene" von Ernst Ludwig Kirchner. Die rund 600 Quadratmeter große Ausstellung wird anschließend im Jüdischen Museum Frankfurt präsentiert. (APA/dpa)