Bild nicht mehr verfügbar.

Michail Saakaschwili:  "Es geht nicht mehr nur um Georgien. Es geht um Amerika und seine Werte. Wir sind ein Freiheit liebendes Land, das derzeit angegriffen wird."

Foto: AP / First Channel

Planlos, ziellos, hilflos - der Sekretär des georgischen Nationalen Sicherheitsrats, Alexander Lomaia, versuchte Sonntagnachmittag, wenige Stunden nach dem Rückzug der Regierungstruppen aus Südossetien, ein Bild der militärischen Lage in der Kaukasusrepublik zu zeichnen und scheiterte schon bei der Aufgabe, die Zahl der russischen Soldaten zu beziffern, die nun auf georgischem Territorium stehen.

6000 Soldaten habe Moskau "zusätzlich" am Wochenende ins Land geschickt, meinte Lomaia in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. 2000 bis 2500 mögen es vielleicht zu Beginn des Kriegs in der abtrünnigen georgischen Provinz Südossetien am vergangenen Freitag gewesen sein. Wie viele Russen in Abchasien, der anderen Separatistenprovinz, stehen - Nachrichtenagenturen meldeten mitunter die Zahl von 4000 - konnte der Chef des Sicherheitsrates auch nicht sagen.

Das unklare Bild über den militärischen Gegner passt zur Planlosigkeit der georgischen Regierung. Die habe den Rückzug ihrer Truppen aus Südossetien angeordnet "als Teil des Angebots einer Waffenruhe an die russischen Aggressoren", erklärte Lomaia. Doch Moskau habe auf diesen Schritt nicht geantwortet, sondern vielmehr neue Truppen am Grenzübergang Larsi im Norden konzentriert und mindestens sieben Schiffe der Schwarzmeerflotte nach Abchasien beordert.

Auf die Frage des Standard, welche Hilfe Georgien als Nato-Beitrittskandidat von der Allianz erwartet, sagte Lomaia: "Nur zwei Dinge können die Russen stoppen. Die Stationierung einer bedeutenden militärischen Hilfe in Georgien, nicht um die Russen zu bekämpfen, sondern um sie abzuschrecken, um ihnen klar zu machen, dass sie eine rote Linie überschritten haben. Zweitens die Präsenz eines sehr hohen Vertreters einer ausländischen Regierung, der mehrere Tage in Tiflis bleibt, die internationale Unterstützung für Georgien zeigt und zu vermitteln versucht."

Russland versuche, sich selbst als neue Macht zu etablieren, die Grenzen neu zeichnen kann. "Bei dieser Aggression geht es nicht um Georgien", warnte Lomaia. Im Zeitraum einer Generation würden russische Panzer auch in andere europäische Städte rollen, wenn sie nun nicht aufgehalten würden. (Markus Bernath/DER STANDARD, Printausgabe, 11.8.2008)