"A kékfrankos fövárosa", Hauptstadt des Blaufränkischen, nennt sich Sopron keck. Denn, so argumentiert man in der Stadt, jedes Land brauche eine Hauptstadt, auch das Blaufränkischland. Nach der wichtigsten Rebsorte der Region, auf österreichischer wie auch ungarischer Seite der Grenze, nennt sich das Mittelburgenland rund um Deutschkreutz, Horitschon, Neckenmarkt und Lutzmannsburg. Seit Franz Weninger Junior in Balf bei Sopron werkt (er begann 1997) und aus seinen Lagen Spern Steiner und Frettner einen Spitzenwein nach dem anderen herausholt, sollte es doch schön langsam dämmern, welche Möglichkeiten sich in dieser Ecke Ungarns weinmäßig auftun.
Da wäre einmal die Nähe des Neusiedlersee als großen Klimaregulator der Region. In Spern Steiner ist der Boden durchsetzt mit Gneis und Glimmerschiefer, Parabraunerde mit Ablagerungen von verwittertem Grundgestein ist es in Frettner (Weitere Details dazu auf der Weninger-Homepage www.weninger.com). Und „steinig", mehr oder weniger verwittert, in Verbindung mit dem Rebstock hat sich immer als glückliche Zusammenfügung mit einem äußerst schmackhaften Ergebnis erwiesen. Weninger junior lobt die Dynamik, die sich in den letzten Jahren dort ergeben habe. Und es sei noch ausreichend Platz für noch mehr Aktivitäten. „Es macht Spaß, da mittendrin zu sein."
Anlässlich des Ersten Soproner Feuerturmkino stachen zwei junge Soproner Weinbaubetriebe ins Auge, deren Weine eine gute Handschrift zeigen, nämlich Know-How und ein gutes Gefühl für die Proportionen des Gebiets. Luka Enikö, der Vorname steht wie in Ungarn üblich an zweiter Stelle, bewirtschaftet drei Hektar mit ausschließlich Rotwein-Sorten, Pinot Noir, Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon, Merlot und Zweigelt. Seit 2002, nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters, arbeitete sie alleine, um das Weingut über die Runden zu bringen und hat dabei Beachtliches geschafft. Ein neuer Keller in Fertörakos wurde kürzlich fertig gestellt. Als die auflagenstärkste ungarische Tageszeitung „Népszabadság" die 100 besten Weine des Jahrgangs 2006 kürte, kamen vier aus der Soproner Gegend, drei davon von Luka Enikö. Cabernet Sauvignon 2006 ist bereits mehr als eine Talentprobe: Er ist dicht, kompakt ohne überkonzentriert zu sein, schmeckt nach dunklen Kirschen, feinsäuerlichen Weichseln und Johannisbeeren, dazu dezentes, schokoartiges Tannin, das zur Zeit noch etwas jugendlich rebellisch ist, aber bereits begonnen hat, den Widerstand aufzugeben, auf dass alles in Harmonie enden werde. Auch Kékfrankos 2006 zeigt beste Anlagen, ist saftig und ausgewogen.
Ebenfalls sehr viel versprechend ist Ferenczy Zsolt aus Sopron. Er ist Sommelier, arbeitete unter anderem im Taubenkobel und im Rusterhof, und wollte, wie er erzählt, „eines Tages als Sommelier einfach alles verstehen". Daraufhin absolvierte er Praktika bei Ernst Triebaumer in Rust, Franz Weninger in Balf und ist derzeit in der Endphase seines Diploms an der Weinakademie Österreich in Rust. Er begann bei Null und baute alles selbst auf, natürlich in Sopron, da das seine Heimat ist. Seit 2003 bewirtschaftet er vier Hektar Weingärten, vorwiegend heimische Sorten, darunter Weißwein wie die duftig-florale, hocharomatische Sorte Irsai Oliver, und Rotweine aus Blaufränkisch, Zweigelt, Sankt Laurent, dazu Pinot Noir und Cabernet Sauvignon. Pannonia Cuvée 2005 ist ein erfreuliches mittelgewichtiges Cuvée mit reifen, angenehmen Fruchtaromen nach saftigen, frischen Weichseln und Kirschen, zarten Minzeanklängen, die sich vor allem in der Nase und durch große Frische am Gaumen darstellen. Auch der mittelkräftige Kékfrankos 2005 zeigt auch eingedenk seiner Lehrmeister, welchen Weg er einschlägt. Wenn man den warmen pannonischen Charakter eines Weines definierten würde, könnte man hier übrigens sehr gut damit beginnen. (Luzia Schrampf)